Fehlstellungen der Beinachsen sind häufig angeboren. Sie können ein- oder doppelseitig vorkommen und bereits im Kindes- oder Jugendalter in Erscheinung treten. Je später solche Fehlstellungen bemerkt werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer einseitigen beziehungsweise generalisierten Arthrose. Zu den Fehlstellungen gehören:
O-Beinfehlstellungen kommen etwa 10-mal häufiger vor als X-Beinfehlstellungen. O-Beine kommen normalerweise in der Baby- und Kinderzeit vor und verschwinden in der Regel, wenn die Kinder wieder laufen können. X-Beine kommen hingegen meist zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr vor und gelten als normale Phase in der Entwicklung des Kindes. Vor allem schwergewichtige Kinder sind öfter mit X-Beinen konfrontiert und weisen oft auch Plattfüße auf. Mit zunehmendem Alter können bei diesen Kindern Knieprobleme auftreten.
Ein Beinlängenunterschied kommt bei einem Großteil der Bevölkerung vor. Mögliche Ursache ist ein gebremstes oder übermäßiges Wachstum eines Beins. Besteht ein Unterschied bis zu zwei cm, so sprechen wir von einem physiologischen Unterschied. In diesem Fall verspürt der Betroffene keine Behinderung und braucht auch meistens nichts dagegen zu unternehmen. Trotzdem ist eine Kontrolle bis zum Ende des Wachstums ratsam.
Ist dagegen der Beinlängenunterschied größer als zwei cm, so sind weitere Untersuchungen erforderlich. Dieser Unterschied kann nämlich Auswirkungen auf den Rücken haben. Die Therapie ist in der Regel sehr einfach. Meistens wird das kürzere Bein durch eine Sohle in oder unter dem Schuh verlängert, um somit den Unterschied auszugleichen.
Beinfehlstellungen können verursacht werden durch:
Innenmeniskusentfernungen führen zur O-Beinfehlstellung, der so genannten Varusgonarthrose. Dagegen führen Außenmeniskusentfernungen eher zur X-Beinfehlstellung (Valgusgonarthrose).
Die Diagnose einer Beinfehlstellung erfolgt durch folgende Verfahren:
Bei einer angeborenen oder erworbenen X- oder O-Beinfehlstellung ist vorrangiges Behandlungsziel, die Vermeidung einer Arthrose. Ist hingegen eine Arthrose bereits eingetreten, so soll ihre Verschlimmerung verhindert werden. Bei Kindern ist eine spontane Besserung der O- oder X-Beine möglich. Tritt jedoch keine Besserung bis zum Ende des Wachstums auf, so kann man durch chirurgische Eingriffe auf Höhe des Knies den Stand verbessern.
Bei einer X- oder O-Beinfehlstellung kann die verstärkte einseitige Gelenkbelastung durch eine Korrektur der Beinachsen verhindert werden. Dadurch wird der Druck wieder gleichmäßig auf beide Gelenkflächen verteilt. Arthroskopische Maßnahmen können die Beinachse nicht beeinflussen. Im Gegenteil, durch eine Teilentfernung oder Entfernung des Meniskus auf der betroffenen Seite kann die Fehlstellung sogar eher noch zunehmen.
Die Korrektur erfolgt in der Regel immer am Scheitelpunkt der Fehlstellung. Bei einer Varusgonarthrose, also einer O-Beinverbiegung, wird die Korrektur am Schienbeinkopf durchgeführt. Besteht hingegen eine Valgusgonarthrose, eine X-Beinfehlstellung, so ist meistens eine Korrektur am Oberschenkel erforderlich.
Bei der Durchführung einer Achskorrektur wird der Knochen mit speziellen Knochenmeißeln und einer so genannten oszillierenden Säge durchtrennt, um entweder ein Knochenkeil zu entnehmen oder einen Keil einzusetzen. Dieser Knochenschnitt (Osteotomie) wird bis zur Ausheilung entweder mit Platten und Schrauben oder Knochenklammern gesichert. Eine derartige Osteotomie muss im Prinzip wie ein Knochenbruch wieder zusammenheilen, welches normalerweise sechs bis acht Wochen dauern kann.
Voraussetzung für eine Umstellungsosteotomie ist, dass der in Zukunft verstärkt belastete Teil des Gelenkes weitgehend intakt ist. Im Falle einer fortgeschrittenen Arthrose ist eine Korrektur der Beinachse nicht sinnvoll.
Beinfehlstellungen können in der Regel durch operative Maßnahmen gut therapiert werden. Durch die verbesserte Belastungsverteilung im Kniegelenk kommt es, vor allem bei bestehender Arthrose, zu einer deutlichen Besserung der Beschwerdesymptomatik und damit auch der Belastungsfähigkeit. Bei Kindern kann jederzeit eine spontane Besserung eintreten.
In der Regel ist ein stationärer Aufenthalt von circa einer Woche erforderlich. Das Bein darf von Anfang an mit 20 kg teilbelastet werden. Spätestens nach sechs Wochen wird in Abhängigkeit vom Röntgenbefund die Belastung gesteigert. Nach spätestens zehn bis zwölf Wochen kann eine Vollbelastung erreicht werden. Bis zur knöchernen Heilung sollten Maßnahmen zur Muskelkräftigung und Krankengymnastik durchgeführt werden. Das Gelenk darf von Anfang an bewegt werden. Einige Sportarten wie beispielsweise Schwimmen oder Radfahren können nach erfolgter Wundheilung spätestens nach zwei Wochen erfolgen. Alle anderen Sportarten setzen die knöcherne Heilung voraus.
Letzte Aktualisierung am 14.05.2021.