Eine Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) ist eine entzündliche Erkrankung des Hüllgewebes, durch das eine Sehne gleitet. In den meisten Fällen tritt die Entzündung der Sehnenscheiden an der Hand oder am Unterarm auf.
Häufige Ursache einer Sehnenscheidenentzündung ist eine chronische Beanspruchung, wie sie bei bestimmten Arbeiten, beim Umgang mit der Computermaus oder bei einigen Sportarten vorkommen kann. Es kommt vor allem bei Bewegungen zu ziehenden Schmerzen und zu einer oft merklichen Reibung im Bereich der betroffenen Sehne. Behandlungen wie Ruhigstellung und Arzneimittelgabe können bewirken, dass die Symptome abklingen. Auf Dauer sollte der Patient Belastungen der jeweiligen Sehne vermeiden.
Sehnenscheiden sind schlauchartige Gebilde, die an sehr beanspruchten Stellen die Sehnen umgeben. So finden sie sich bei Sehnen in Gelenknähe wie dem Handgelenk. Ein Gleiten der Sehne innerhalb der Sehnenscheide ist aufgrund einer gelartigen Flüssigkeit, der Synovia (Gelenkschmiere), mit nur geringem Widerstand möglich.
Bei einer Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) kommt es zu einer verstärkten Abnutzung der Sehne und Sehnenscheide und somit zu einer Zunahme des Gleitwiderstandes. Die Erkrankung kommt in vielen Fällen durch wiederholte ungünstige Bewegungen zustande. Betroffen sind daher oft Menschen, die folgende Tätigkeiten regelmäßig ausüben:
Eine Verletzung, oft eine stumpfe Einwirkung (Prellung), kann eine weitere Ursache für die Sehnenscheidenentzündung darstellen. Ebenso ist eine Infektion bisweilen der Grund für eine Sehnenscheidenentzündung. Die Erkrankung kann auch eine Begleiterscheinung von anderen Leiden wie Gelenkrheuma (rheumatoide Arthritis) oder dem Morbus Bechterew (eine weitere rheumatische Krankheit) sein.
Die Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) tritt am häufigsten am Handgelenk oder am Unterarm auf. Sie kann jedoch auch an anderen Stellen mit Sehnenscheiden, z. B. am Sprunggelenk, vorkommen. Der Patient verspürt ziehende oder stechende Schmerzen, die durch Bewegungen ausgelöst werden. Im Krankheitsverlauf kann es dazu kommen, dass die Schmerzen schon in Ruhe vorhanden sind. Es besteht oft ein Druckschmerz an der Stelle der Sehnenscheide. Die Haut kann an diesem Bereich gerötet und überwärmt sein.
Typisch ist ein Reibegefühl während der Bewegung. Es kann als vibrierende Bewegung erfühlt werden. Manchmal ist regelrecht ein Knirschen zu hören. Die Beweglichkeit kann behindert werden.
Eine Sehnenscheidenentzündung kann chronisch werden, also über längere Zeit bestehen bleiben. Es ist auch die Ausbildung eines Sehnenknotens möglich (Tendovaginitis stenosans). Dieser kann bewirken, dass ein Finger bei einer gewissen Stellung erst nach Überwindung eines Widerstandes weiter gebeugt oder gestreckt werden kann (schnellender Finger).
Der Arzt erhält schon in einem Gespräch mit dem Patienten (Anamnese) deutliche Hinweise darauf, dass es sich um eine Sehnenscheidenentzündung handeln kann. Dies wird in einer körperlichen Untersuchung überprüft. Hier zeigen sich vor allem bei der Bewegung typische Auffälligkeiten wie ein Ruckeln, außerdem ist ein Druckschmerz feststellbar. Manchmal sind weitere Untersuchungen sinnvoll, beispielsweise ein Röntgen und eine Blutanalyse auf verschiedene Entzündungsparameter.
Ausgeschlossen werden müssen Schmerzen, die durch Gelenkerkrankungen verursacht werden, z. B. Gelenkrheuma oder Arthrose (Gelenkverschleiß). Es können vor allem in Bereichen ohne Sehnenscheide eine Sehnenentzündung (Tendinitis) oder Schmerzen am Sehnenansatz vorliegen.
Die Sehnenscheidenentzündung wird in aller Regel mit nicht operativen (konservativen) Maßnahmen therapiert. Sie reichen normalerweise zur Besserung der Beschwerden aus. Nur in Ausnahmefällen kann eine Operation angebracht sein. Langfristig sollte der Patient zu intensive Belastungen der betroffenen Sehne meiden.
Der betroffene Bereich muss geschont werden. Meist wird die Hand mit einer Schiene für eine gewisse Zeit ruhig gestellt. Unterstützende Maßnahmen sind Anwendungen von Wärme oder Kälte. Medikamente können hilfreich sein, vor allem die schmerzlindernden und entzündungshemmenden Mittel aus der Gruppe der NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika). Cortison oder auch örtliche Betäubungsmittel können über eine Spritze gegeben werden. Medikamente werden nicht selten in Salbenform aufgetragen. Als spezielle Methode kann unter Umständen eine Stoßwellenbehandlung (ESWT = extrakorporale Stoßwellentherapie) vorgenommen werden.
Noch bedeutsamer als die akute Behandlung der Sehnenscheidenentzündung ist die Vorbeugung eines erneuten Auftretens. Der Patient muss die auslösende Beanspruchung vermindern. Bei beginnenden Schmerzen sollte eine Pause eingelegt werden. Zudem können Bewegungstraining und Krankengymnastik die Gefahr eines Wiederauftretens vermindern.
Eine Operation wird sehr selten durchgeführt. Meist handelt es sich um eine Auftrennung der Sehnenscheide bei einer Verengung.
Die Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) kann vor allem bei bleibender Beanspruchung einen chronischen Verlauf nehmen (englisch: Repetitive Strain Injury = RSI) und manchmal zu Spätfolgen wie dem Krankheitsbild des schnellenden Fingers führen. Mit den vorliegenden Behandlungsmaßnahmen lässt sich die Erkrankung in aller Regel eindämmen. Bei speziellen Ursachen wie Rheuma ist die Prognose tendenziell schlechter. Der Betroffene muss nach einer abgelaufenen Sehnenscheidenentzündung verhindern, dass es zu einem erneuten Auftreten (Rezidiv) der Erkrankung kommt.
Letzte Aktualisierung am 11.05.2021.