Rückenschmerzen sind das Volksleiden Nr.1. Welche Rolle spielen Stress und Anspannung bei Rückenproblemen?
Fast achtzig Prozent der Deutschen leiden irgendwann im Leben einmal unter Rückenschmerzen, und für einige werden diese Schmerzen chronisch. Meist führt der Weg zum Hausarzt, der Schmerzmittel und Entzündungshemmer verschreibt. Tritt keine Besserung ein, werden bildgebende Verfahren wie Röntgen oder MRT eingesetzt, die über die Ursache der Schmerzen Auskunft geben sollen. Meist wird konservativ behandelt mit Krankengymnastik und Massage, manchmal bleibt nur eine Operation als letzter Ausweg.
Sind chronische Rückenschmerzen stressbedingt?
Die Meinungen der Ärzte über die Ursachen von Rückenschmerzen gehen indes auseinander. Während die einen sich strikt an den Ergebnissen des Röntgenbildes orientieren, forschen andere nach seelischen Ursachen.
Tatsache ist, dass fast jeder Mensch Anomalien der Wirbelsäule zeigt. Spätestens im mittleren Lebensalter bleibt keiner von degenerativen Verschleißerscheinungen verschont. Doch nicht alle, deren Röntgenaufnahmen Auffälligkeiten zeigen, klagen über Schmerzen. Andere wiederum, deren Röntgenbilder nichts Außergewöhnliches erkennen lassen, werden so von Schmerzen gepeinigt, dass sie kaum ihren Alltag bewältigen.
Ob Stress der Auslöser von Rückenproblemen ist, ist umstritten. Dass er den Schmerz aber verstärken und zu einer Chronifizierung der Rückenschmerzen führen kann, darüber sind sich die meisten Spezialisten einig.
Stress äußert sich in schmerzhafter körperlicher Anspannung. Häufig manifestiert sich diese im Nacken, dem Schultergürtel und im Bereich des unteren Rückens. Überforderung im Beruf und der Familie wird im wahrsten Sinne des Wortes zur "Last", die man kaum noch (er)tragen kann.
Dass Rückenschmerzen auch emotionale Ursachen haben können, ist für viele Patienten nicht einfach zu akzeptieren, weil sie befürchten, damit als nicht belastbar oder schwach zu gelten. Andererseits ist die Chance gering, dass eine rein körperorientierte Therapie Schmerzen heilen kann, wenn die möglichen emotionalen Faktoren völlig außer Acht gelassen werden. Wer häufig unter Rückenschmerzen leidet, sollte daher seine Stressfaktoren unter die Lupe nehmen und sich überlegen, an welcher Stelle er für Entlastung sorgen kann. Ein guter Ansatzpunkt ist meist, sich vom Perfektionismus zu verabschieden. Menschen, die hohe Anforderungen an sich stellen, setzen sich häufig unter Druck und erhöhen damit die Spannung im Körper.
Gerade weil die meisten Menschen heutzutage viel sitzen, werden die Muskeln ungleichmäßig beansprucht. Wer einer Schreibtischtätigkeit nachgeht, sollte wenigstens einmal in der Stunde aufstehen, sich ein bisschen strecken und umhergehen. Auch einseitige Belastung durch Schultertaschen kann Verspannungen verursachen. Schwere Sachen daher besser in einem Rucksack auf dem Rücken transportieren!
Ebenso wichtig ist es, ein Bewusstsein für die eigene Körperhaltung zu entwickeln. Man sollte zwischendurch immer wieder die Aufrichtung seines Körpers überprüfen und jemanden bitten, einen darauf aufmerksam zu machen, wenn man sich "hängen" lässt.
Muskeln wollen regelmäßig beansprucht werden. Gut geeignet sind Sportarten, die die Muskeln dehnen wie Yoga oder Pilates. Wer unter chronischen Rückenschmerzen leidet, sollte den Arzt vorher dazu befragen. Auch Entspannungstechniken und Achtsamkeitsmeditation können langfristig gut bei Rückenproblemen helfen.