Fast jeder wird einmal im Leben von Rückenschmerzen heimgesucht. Aber bei den meisten Menschen bleibt es zum Glück auch das einzige Mal. Rückenschmerzen sind alltäglich und treten vor allem durch Fehlbelastungen (schlechte Sitzposition, schwere Arbeit) oder Verschleiß von Bänder und Wirbeln auf. Da der Mensch den aufrechten Gang erst im Laufe der Evolution erlernt hat, ist der Rücken ein Schwachpunkt.
Rückenschmerzen können unterschiedlichste Ursachen haben. Häufig, aber nicht immer entstehen sie an der Wirbelsäule. Rückenschmerzen stellen den zweithäufigsten Anlass dar, weshalb hierzulande Menschen zum Arzt gehen. Schmerzen im unteren Bereich des Rückens werden oft auch Kreuzschmerzen genannt. Die Schmerzen können akut sein oder chronisch bestehen bleiben. Als chronisch gelten Rückenschmerzen ab zwölf Wochen Dauer. Um die Ursache herauszufinden, erfolgt eine genaue Befragung des Patienten (Anamnese) und eine gründliche Untersuchung. Die Behandlung von Rückenschmerzen beziehungsweise Kreuzschmerzen erfolgt meist mit Maßnahmen wie Muskeltraining oder Schmerzmittelgabe. Sie richtet sich aber auch nach einer eventuell zugrunde liegenden Erkrankung.
Rückenschmerzen beziehungsweise Kreuzschmerzen sind zum weit überwiegenden Teil der Fälle nicht durch eine bestimmte Krankheit verursacht. Es handelt sich dann um unspezifische oder funktionelle Rückenschmerzen. Sie stehen im Gegensatz zu spezifischen Schmerzen, die ein Symptom einer vorliegenden Erkrankung darstellen. Die genaue Ursache für unspezifische Rückenschmerzen ist oft nicht bekannt. Wenn es nicht zu Folgeerkrankungen kommt, gehen die Schmerzen meist nach einiger Zeit wieder zurück.
Für solche Rückenschmerzen kann häufig ein Bewegungsmangel verantwortlich gemacht werden. In weiten Teilen der Gesellschaft betätigen sich die Menschen körperlich nur wenig. Viele Personen sitzen im Alltag mehr, als dass sie stehen, gehen oder einer körperlichen Tätigkeit nachgehen. Eine zu geringe Belastung des Rückens führt zu mehreren Gegebenheiten, die bei der Entstehung von Schmerzen eine Rolle spielen können. Die Rückenmuskulatur wird schwach, die Bänder können sich verkürzen oder auch schlaff werden. Die Wirbelsäule kann instabil werden. Nicht zuletzt auch eine strikte körperliche Schonung, die bei Rückenbeschwerden eingehalten wird, kann durch den Mangel an Bewegung zu einer Verstärkung der Schmerzen führen.
Im umgekehrten Fall können unspezifische Rückenschmerzen jedoch auch nach einer zu starken Belastung vorkommen. Die Umstände, die zu der Belastung führen, sind beispielsweise das Hochheben und Tragen schwerer Gegenstände, Arbeiten bei ständig gebeugtem Rücken oder über dem Kopf oder bestimmte sportliche Aktivitäten. Schon eine Fehlhaltung des Rückens im Alltag wird für viele Menschen zum Problem. Bei einer Überlastung des Rückens spielt auch ein hohes Körpergewicht eine Rolle, welches wiederum meist mit einem Bewegungsmangel in Zusammenhang steht. Des Weiteren kann der Rücken von Schwangeren strapaziert sein.
Nicht zu vernachlässigen ist die mögliche psychische (psychosomatische) Komponente bei Rückenschmerzen. Sie treten nämlich auch bei Stress, psychischer Belastung, Depressionen, Ängsten und weiteren seelischen Beeinträchtigungen häufiger auf.
Selbstverständlich können Rückenschmerzen oder Kreuzschmerzen auch eine feststellbare organische Erkrankung als Ursache haben. Allgemein sind Erkrankungen wie ein Bandscheibenvorfall als Ursache für Rückenbeschwerden weit bekannter als der Umstand, dass ein Bewegungsmangel zu Schmerzen führen kann. Das widerspricht der Tatsache, dass Bewegungsmangel eigentlich viel häufiger den Grund der Rückenschmerzen darstellt als eine spezielle körperliche Krankheit. Es ist anzunehmen, dass solche Krankheiten für den Verstand greifbarer sind. Eine große Anzahl von krankhaften Veränderungen kann die Rückenschmerzen bedingen. Es handelt sich oft um verschleißbedingte Veränderungen, aber auch andere Leiden und sogar einige innere Erkrankungen können zu Rückenschmerzen führen. Die spezifischen Rückenschmerzen können aufgrund folgender Erkrankungen entstehen:
Rückenschmerzen treten häufig im unteren Bereich auf (Kreuzschmerzen), können aber auch in anderen Anteilen des Rückens vorkommen. Je nach Ursache kann es sich um leichte bis unerträgliche, dumpfe oder stechende Schmerzen handeln. Ein plötzlicher, scharfer Schmerz wird als Hexenschuss (Lumbago) bezeichnet. Sehr häufig beginnen die Beschwerden jedoch langsam und werden vom Patienten verdrängt.
Die Schmerzen können in ein Bein, ins Gesäß, in die Schulter oder in einen Arm fortgeleitet werden. Dies ist insbesondere bei Erkrankungen wie Bandscheibenvorfällen möglich. Auch Taubheitsgefühl, Lähmungserscheinungen oder sogar eine Inkontinenz (Urin oder Stuhl kann nicht gehalten werden) können dann vorkommen. Bei solchen Erscheinungen ist es dringend angeraten, sich einem Arzt vorzustellen, um mögliche dauerhafte Ausfälle zu verhindern. Bestimmte Erkrankungen können bisweilen gravierende Schäden anrichten, die sich nicht wieder rückgängig machen lassen. Der größte Teil der Rückenschmerzen beruht dennoch auf harmlosen Ursachen.
Bei den Rückenschmerzen kommt es oft zu Verspannungen der Muskulatur sowie zu Bewegungseinschränkungen der Wirbelsäule. Daraus kann ein Teufelskreis entstehen, wodurch die Schmerzen stärker werden oder chronisch werden können.
Die Schmerzen können den Patienten stark stören und einschränken. Es kann zur Leistungsminderung, zu Schlafproblemen und auch zu psychischem Stress kommen.
Wenn sich ein Patient mit Rückenschmerzen bei einem Arzt vorstellt, so wird dieser zunächst ein Untersuchungsgespräch (Anamnese) führen. Der Patient berichtet unter anderem über die Symptomatik, das Auftreten der Beschwerden, über die Lebensweise und über mögliche Vorerkrankungen. Der Arzt führt eine körperliche Untersuchung aus, um z. B. die Schmerzhaftigkeit und die Beweglichkeit zu prüfen. Auch wird nach möglichen Nervenausfällen (taubes Gefühl, Lähmung) gesucht. Vielfach erfolgen bildgebende Untersuchungen, anhand derer sich spezifische Erkrankungen erkennen lassen können. Dazu gehören neben dem Röntgen auch die Computertomographie (CT) und die Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT). Einige Arten von Beschwerden oder verdächtigen Untersuchungsbefunden erfordern darüber hinaus weitergehende diagnostische Methoden.
Falls eine Erkrankung den Grund für die Rückenschmerzen darstellt, so erfolgt eine gezielte Behandlung. Die Therapie kann dann je nach dem Befund von einfachen Maßnahmen bis hin zu aufwändigen Operationen reichen.
Die häufigen unspezifischen Rückenschmerzen lassen sich durch eine Reihe von nichtoperativen (konservativen) Methoden bessern. Da häufig eine verminderte körperliche Bewegung für die Beschwerden verantwortlich ist, kann in der Regel ein Training zum Muskelaufbau beziehungsweise eine Krankengymnastik zur Besserung beitragen. Eine allgemeine sportliche Betätigung in gesundem Ausmaß wird angeraten. Manchmal kann sich dennoch eine Schonung empfehlen, die aber nicht länger als drei Tage gehen sollte. Zusätzlich kann Stressabbau und Entspannung zum Wohlbefinden auch des Rückens beitragen. Um längerfristig weitere Rückenschmerzen zu vermeiden, kann sich die so genannte Rückenschule empfehlen, in der der Patient die richtige Haltung und Bewegung gezeigt bekommt.
Bei Rückenschmerzen kommen auch Wärme- oder Kälteanwendungen zum Einsatz. Massagen können hilfreich sein. Alternative Behandlungsmethoden wie z. B. Akupunktur können ausprobiert werden. Die Schmerzen können durch Medikamente gelindert oder ausgeschaltet werden. Als Schmerzmittel kommen meist Präparate aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz. Sie können eingenommen werden, aber auch als Injektion in den Rücken gegeben werden. In manchen Fällen werden Betäubungsmittel gegeben. Operationen und Spezialbehandlungen bleiben in aller Regel Schmerzzuständen mit krankheitsbedingter Ursache vorbehalten.
Letzte Aktualisierung am 10.10.2012.