Osteoporose (Knochenschwund) ist eine Erkrankung, bei der es zu einer Abnahme der Knochendichte kommt. Am deutlichsten zeigen sich die Auswirkungen der Osteoporose meist an der Wirbelsäule. Dort besteht eine Neigung zu Wirbelbrüchen (Wirbelkörperfrakturen), durch die die betroffenen Wirbel an Höhe verlieren. Typisch für Osteoporose-Kranke ist daher eine Abnahme der Körpergröße. Zu den Symptomen von Osteoporose an der Wirbelsäule können ebenfalls Schmerzen gehören. Osteoporose kann außer an den Wirbeln auch an anderen Knochen zu Brüchen (Frakturen) führen. Die Osteoporose tritt häufig im höheren Alter auf, kann manchmal aber schon junge Menschen betreffen.
Der weit überwiegende Teil der Osteoporose-Fälle ist eine Erkrankung für sich, die durch einen zu hohen Knochenabbau, teils in Kombination mit einem zu geringen Knochenaufbau in der Jugend, begründet ist. Diese Art der Osteoporose wird als primäre Osteoporose bezeichnet. In etwa fünf Prozent der Fälle ist eine Osteoporose jedoch die Folge einer bestimmten anderen Erkrankung. Hierbei liegt dann eine sekundäre Osteoporose vor.
Die primäre Osteoporose lässt sich weiter unterteilen. So kommt die Osteoporose Typ I bei Frauen nach den Wechseljahren (ab etwa 50 Jahren) vor, während die Osteoporose Typ II bei alten Menschen (ab etwa 70 Jahren) auftritt. Selten kann eine Osteoporose daneben schon bei jungen Patienten entstehen. Bei der Osteoporose besteht ein starkes Ungleichgewicht zwischen Aufbau- und Abbauprozessen der Knochen. Es kommt zu einer verminderten Stabilität der Knochen, zunächst in der schwammförmigen inneren Knochenstruktur (Spongiosa), dann auch in der dichten Knochensubstanz (Kompakta). Bei Osteoporose kann des Weiteren eine Nichtbeachtung der Symptome und eine zu späte Feststellung der Erkrankung eine Rolle spielen, da dann der Abbauprozess über längere Zeit nicht aufgehalten werden kann.
Eine Reihe von Faktoren begünstigt das Auftreten einer Osteoporose:
Eine (sekundäre) Osteoporose kann unter anderem durch folgende Erkrankungen verursacht werden:
Osteoporose (Knochenschwund) an sich verursacht nahezu keine merklichen Beschwerden, wenn bloß eine Verringerung der Knochendichte vorhanden ist. Es kann aber bereits zu leichten, undeutlichen Schmerzen kommen. Eine deutliche Symptomatik tritt auf, wenn durch die Knochenerweichung Brüche (Frakturen) entstehen. An der Wirbelsäule kommt es typischerweise zu Brüchen, bei denen die Wirbelkörper in sich zusammensacken (Sinterung). Die osteoporotischen Wirbelbrüche treten in den meisten Fällen schon ein, ohne dass sich eine größere Gewalteinwirkung auf den Rücken ereignet (Spontanfraktur des Wirbels). Bei den Brüchen kommt es oft zu starken Schmerzen im Rücken. Durch das Zusammensacken der Wirbelknochen ergibt sich eine insgesamt verkürzte Wirbelsäule.
Die Abnahme der Körpergröße ist oft äußerlich auffällig, sie kann mitunter 20 Zentimeter betragen. Die Arme sind scheinbar verlängert. Der Rücken verkrümmt sich, in der Brustwirbelsäule zeigt sich ein verstärkter „Rundrücken" (Kyphose), in der Lendenwirbelsäule eine vermehrte Beugung nach vorne (Lordose). In der Rückenhaut können „tannenbaumartige" Falten zu sehen sein. Als Folge der Verformung der Wirbelsäule können weitere Probleme eintreten (Verspannungen, Nerveneinengungen, Verengung des Rückenmarkkanals). Im Extremfall kann die Verkrümmung in der Wirbelsäule so weit fortschreiten, dass Rippen und Beckenknochen (Darmbein, Beckenkamm) aufeinander treffen. Innere Organe wie Magen, Darm und Lunge können eingeengt werden.
Nicht nur an der Wirbelsäule, sondern auch an anderen Knochen des Körpers kann eine Osteoporose symptomatisch werden. So sind insbesondere bei der Altersosteoporose Oberschenkelhalsbrüche häufig, ebenfalls bricht oft die Speiche (Radius).
Am Anfang der Diagnostik steht das Gespräch zwischen Arzt und Patienten, die Anamnese. Der Arzt informiert sich so über die Symptome, über mögliche Vorerkrankungen sowie über eventuelle vorherige Knochenbrüche des Patienten. Daraufhin erfolgt eine körperliche Untersuchung. Im Röntgenbild zeigt sich, ob Knochenbrüche der Wirbelsäule (oder anderer Körperteile) vorliegen. Bisweilen ist auch eine Ultraschalluntersuchung oder eine Computertomographie (CT) sinnvoll. Mit solchen bildgebenden Verfahren erfolgt auch eine Knochendichtemessung (Densitometrie), um das Ausmaß des Substanzverlustes zu bestimmen. Bei Osteoporose oder dem Verdacht darauf müssen Laboruntersuchungen (Blutuntersuchung, Urinuntersuchung) durchgeführt werden. Häufig ist auch eine Entnahme von Knochengewebe zur Untersuchung (Knochenbiopsie) angezeigt. Mit weiteren Untersuchungen können Erkrankungen als Ursache für eine (sekundäre) Osteoporose ausgeschlossen werden.
Brüche der Wirbelknochen sind nicht nur bei Osteoporose möglich. Sie können unter anderem einfach bei sonstiger Knochengesundheit durch einen Unfall verursacht werden, bei Tumoren entstehen oder durch andere Erkrankungen mit Knochenerweichung bedingt sein. Unspezifische Rückenschmerzen können durch sehr viele Faktoren bedingt sein. Ebenfalls können Verkrümmungen der Wirbelsäule durch eine Reihe von Erkrankungen (beispielsweise Morbus Scheuermann, Morbus Bechterew) verursacht werden.
Die Grundlage der Behandlung bei Osteoporose in der Wirbelsäule bilden nicht operative Maßnahmen. Nur in speziellen Fällen kann eine Operation angezeigt sein, vor allem bei sonst nicht ausreichend zu lindernden Schmerzen.
Wichtig zur Behandlung der Osteoporose ist eine Bewegungstherapie beziehungsweise schon eine ausreichende körperliche Betätigung im Alltag. Die Betätigung sollte aber nicht übertrieben werden, da die Gefahr von weiteren Knochenbrüchen besteht. So kann unter Umständen auch ein Korsett zur Stabilisierung und Schmerzreduzierung angezeigt sein. Von Seiten der Ernährung muss der Patient darauf achten, dass er genug Calcium (enthalten in Milcherzeugnissen, Mineralwässern) und Vitamin D (enthalten in Fisch, Milcherzeugnissen, Eiern) zu sich nimmt. Der Genuss stark phosphathaltiger Lebensmittel (z. B. Wurst, Cola) sollte eingeschränkt werden. Auf Rauchen sollte der Patient verzichten. Förderlich kann der Aufenthalt im Freien sein, da unter UV-Licht die Bildung von Vitamin D ermöglicht wird.
Medikamente können ebenfalls bei Osteoporose gegeben werden. Es handelt sich meist um Präparate von Calcium und Vitamin D. Arzneimittel wie Biphosphonate oder Strontium können den Knochenaufbau fördern. Geeignet sein können Präparate, die den Hormonhaushalt beeinflussen und auf diese Weise die Knochen stärken können.
Mit einer Operation bei osteoporotischer Wirbelkörperfraktur soll durch die Stabilisierung und eventuelle Aufrichtung vor allem eine Schmerzfreiheit erreicht werden. Bei beiden gängigen Operationsmethoden erfolgt der Zugang nur über kleine Einschnitte. Bei der Vertebroplastik wird in einen zusammengebrochenen Wirbelkörper eine Art Knochenzement eingespritzt, der aushärtet und neuerlichen Brüchen in diesem Wirbel vorbeugt. Bei der Kyphoplastik wird zuvor ein Ballon in den Wirbel eingeführt, der aufgepumpt wird und den Knochen aufrichtet. Nachdem der Ballon wieder entfernt wurde, wird in den entstandenen Hohlraum der Zement eingebracht. So kann zusätzlich eine Normalisierung der Form erreicht werden. In manchen Fällen kommen weitere Operationsmethoden zum Einsatz, die gegebenenfalls über einen größeren Zugang erfolgen.
Werden keine Maßnahmen zur Behandlung ergriffen, so setzt sich die Osteoporose fort. Es kann zu weiteren Knochenbrüchen und zu Schmerzen in weiteren Bereichen kommen. Die Wirbelsäule ist eine der häufig betroffenen Strukturen, so dass es zu neuerlichen Brüchen mit Stauchung der Wirbelkörper kommen kann. Der Rücken kann sich immer weiter verkürzen, Schmerzen können sehr stark werden. Komplikationen bis hin zu Beeinträchtigungen der inneren Organe können sich ergeben. In der Regel können mit den nicht operativen Behandlungsmaßnahmen die Prozesse weitgehend aufgehalten werden. Eine Wiederaufrichtung von Wirbeln beziehungsweise des Rückens ist hiermit aber nicht mehr möglich. In speziellen Fällen kann eine Operation sinnvoll sein, durch die in der Regel eine gute Stabilität und gegebenenfalls auch eine Erhöhung und Begradigung der Wirbelsäule erreicht werden kann. Eine Operation allein kann wiederum die Osteoporose als allgemeinen Erkrankungszustand nicht bekämpfen.
Letzte Aktualisierung am 17.05.2021.