Diese Untersuchungen zeigten, dass nur bei 35 Prozent der Kinder die Schuhe passten und bei 12 Prozent der Kinder in Rheinland-Pfalz und Bayern und 28 Prozent in Hessen orthopädische Auffälligkeiten auftraten.
Die Vermutung, dass unpassende Schuhe die Füße dauerhaft schädigen, konnte durch die neue Studie nun bestätigt werden. So zeigten rund ein viertel der untersuchten Kinder eine unnatürliche Krümmung der großen Zehen, die teilweise mehr als 10 Grad betrug. Dieser schiefe Zeh, auch Hallux valgus, stellt vor allem bei Frauen ein Problem dar und kann schmerzhafte Entzündungen hervorrufen.
Doch in vielen Fällen sind nicht die Eltern an den zu kleinen Schuhen ihrer Kinder schuld, sondern Schuhindustrie und -handel. In 97 Prozent der untersuchten Kinderschuhe waren sie um zwei Nummern kleiner als angegeben, in manchen Fällen auch vier oder fünf Größen. Eine Norm gibt es in der EU für Schuhgrößen nicht und somit auch keine Kontrollen. Der sogenannte Pariser Stich, eine alte Maßeinheit, stellt nur eine freiwillige Orientierung für die Hersteller dar.
Hinzu kommt, dass Kinder den Unterschied oft nicht spüren, da ihre Füße weich und biegsam und schmerzunempfindlich für Druck sind. Auch der Trick, mit dem Daumen auf die Schuhspitze zu drücken, hilft nicht. Kinder ziehen die Zehen oft reflexartig ein.
Der Hauptverband der Deutschen Schuhindustrie hat als Abhilfe das Weiten-Maß-System (WMS) entwickelt, bei dem mit einem speziellen Schubmessgerät neben der Länge auch die Weite des Schuhs gemessen wird. Schuhhersteller mit dem WMS-Zertifikat bieten Schuhe in den genormten Weiten schmal, mittel und weit an. Stichproben ergaben jedoch, dass auch hier die Schuhe oft zu kurz sind.
Um wirklich sicher zu ermitteln, ob ein Schuh passt, sollten Eltern den Umriss der Füße auf Papier abzeichnen und etwa 12 bis 17 Millimeter Spielraum hinzu rechnen. Kann die Schablone problemlos in den Schuh geschoben werden, sitzt er auch richtig. Da Kinderfüße zwei Schuhgrößen im Jahr wachsen, bietet es sich an, gebrauchte Schuhe zu testen. Wenn diese nicht einseitig abgelaufen sind, sind sie gesundheitlich unbedenklich. Die Verwendung gebrauchter Schuhe spart Geld und ist zudem ökologisch und ökonomisch sinnvoll.
Letzte Aktualisierung am 22.11.2018.