Die Hüftgelenkpfanne wird beim gesunden Menschen durch eine dicke Ausstülpung aus Fasergewebe ausgekleidet. Das Labrum hat die Funktion der Gelenkdämpfung. Gleichzeitig wird durch das Labrum eine glatte Oberfläche für den Oberschenkelkopf geschaffen, damit dieser ohne Probleme in die Gelenkpfanne gleiten kann. Ist das Labrum gerissen, so wird die normale Bewegung des Hüftgelenks beeinträchtigt.
Ursachen
Das Labrum ist eine Art Dichtungsring, welche das Pfannenrand umgibt. Knochenauflagerungen am Rand des Hüftkopfes können das Labrum schädigen und im frühen Alter zu Schmerzen und zu einer schnelleren Abnutzung des Knorpels führen.
Typischerweise entstehen Labrumläsionen bei körperlicher Aktivität, besonders bei Sportarten mit wiederholenden Bewegungen.
Symptome
Bei kleineren Rissen kann es passieren, dass keine Symptome bemerkt werden. In der Regel führt jedoch eine Labrumläsion zu einschiessenden Leistenschmerzen, welche lange Zeit nicht erkannt werden.
Des Weiteren können folgende Beschwerden auftreten:
- klemmender oder stechender Schmerz im Gelenk (während bestimmten Bewegungen)
- eingeschränkte Beweglichkeit des Gelenkes
Diagnose
Oft sind die Beschwerden bei Verletzungen des Labrums am Hüftpfannenrand schwer von Leistenbeschwerden zu unterscheiden. Diagnostisch wegweisend ist daher vor allem die Anamnese eines Rotationsmechanismus unmittelbar vor Auftreten der ersten Beschwerden sowie ein positiver Schmerzprovokationstest. Bei dem Test wird die Hüfte 90 Grad gebeugt, nach innen rotiert und adduziert.
In der Regel lassen sich Veränderungen sehr gut mit der Magnetresonanztomographie (MRT) darstellen. Des Weiteren hat man die Möglichkeit der Arthroskopie. Auch hierdurch ist ein Labrum-Einriss sicher zu identifizieren.
MR- Arthrographie (MRA)
Eine MR-Arthrographie wird vor allem vor einer chirurgischen Behandlung durchgeführt. In der MRA kann man zwischen Labrumdegeneration (Stadium I), Labrumeinriss (Stadium II) und Labrumabriss (Stadium III) unterscheiden.
Normale Hüftgelenklippen sind im MRA signalarm. Geringgradige Veränderungen zeigen sich hingegen durch eine Signalanhebung im Zentrum des Labrums, ohne dass eine Beziehung zur gelenkseitigen Labrumoberfläche besteht. Diese Veränderung lässt sich sehr gut nachweisen und entspricht einer Degeneration. Dagegen zeigen mittelgradige Labrumveränderungen eine einfache zur gelenkseitigen Labrumoberfläche reichende Signalanhebung. Eine komplette Kontinuitätsunterbrechung des Labrums weist hingegen auf einen kompletten Labrumabriss hin.
Differentialdiagnose
Labrumläsionen können auch von Verletzungen oder Krankheiten herrühren, welche den Knochen oder Knorpel des Hüftgelenks in Mitleidenschaft ziehen. Labrumveränderungen können auch durch eine Hüftdysplasie hervorgerufen werden.
Therapie
Eine Labrumläsion lässt sich durch verschiedene Methoden behandeln. Die Möglichkeiten erstrecken sich von physikalischer Therapie, über Injektionen, entzündungshemmender Medikamente bis hin zum arthroskopischen Eingriff.
Mittels einer Hüftarthroskopie ist eine Labrumteilresektion ohne Operation am Schenkelhals möglich. Durch 2-3 kleine Zugänge werden eine Optik und weitere spezielle Instrumente in das Gelenk eingebracht und das Labrum entfernt. Der Eingriff ist mit einer Kniegelenksarthroskopie vergleichbar und für den Patienten wenig belastend. Im Folgenden soll die operative Versorgung der Labrumläsion näher beschrieben werden. Ziel der operativen Behandlung ist zum einen die Schmerzlinderung und zum anderen soll das Fortschreiten der Hüftarthrose verhindert oder wenigstens hinausgezögert werden.
Dies erreicht man durch die Resektion des verletzten Labrumanteils und durch die so genannte offset Korrektur. Bei dem Eingriff werden Knochenauflagerungen am Übergang zwischen Hüftkopf und Schenkelhals entfernt und dieser Übergang vertieft. Der Zugang zur Hüfte erfolgt entweder von der Seite oder von vorne. Erfolgt der Eingriff von der Seite, so wird während der Operation der seitliche Hüftmuskel zunächst mit einem Knochendeckel weggeklappt und bei Operationsende mit zwei bis drei Schrauben wieder befestigt.
Erfolgt dagegen der Zugang von vorne, so wird der Hautschnitt in der Leiste gesetzt und ein Muskelansatz (ebenfalls mit einem anhaftenden Knochenstück) weggeklappt und bei Operationsende wieder mit einer Schraube fixiert. In sehr seltenen Fällen heilt das weggeklappte Knochenstück nicht richtig an und muss dann nochmals mit Schrauben fixiert werden. Insgesamt dauert der Eingriff etwa eine Stunde und ist sehr komplikationsarm.
Prognose
Die Prognose ist abhängig vom Schweregrad der Erkrankung. In der Regel lässt sich die Labrumläsion gut behandeln. Die Heilungsaussichten sind vor allem nach einem operativen Eingriff sehr gut. Bis zur kompletten Beschwerdefreiheit kann es ein Jahr dauern. Unter Umständen können geringe Restbeschwerden zurückbleiben.
Hinweise für Patienten
Nach dem operativen Eingriff besteht die Nachbehandlung vor allem im Abwarten der Anheilung des Knochens. Während dieser Zeit, etwa 4-6 Wochen, sollten Gehstützen benutzt werden. Nach vier bis sechs Monaten können die Schrauben entfernt werden, falls sie als störend empfunden werden.