Unter einem Bänderriss versteht man eine Ruptur eines Bandes, welches hervorgerufen wird, wenn ein Gelenk über ein gewisses physiologisches Maß hinaus gewaltsam bewegt wird und dadurch das straffe Bindegewebe zerreißt. Solche Verletzungen treten häufig im Rahmen sportlicher Aktivitäten, aber auch im Alltag auf. In der Regel handelt es sich dabei um einfache Verletzungen, die nicht zu dauerhaften Schäden führen.
Fast jedes Gelenk wird in erster Linie durch das Bandapparat gesichert. Bänder sind feste Verbindungen zwischen Knochen, die aus festem Bindegewebe bestehen und das dazwischenliegende Gelenk stabilisieren. Auf der anderen Seiten ermöglichen sie Bewegungen im physiologischen Bewegungsumfang. Damit sich die gelenkbildenden Flächen in sattem Kontakt zueinander bewegen können, ist eine exakte Bandführung unerlässlich. Bei einigen Gelenken werden die Bänder (z.B. am Knie und Bein) durch die Bewegung stärker beansprucht als bei anderen. Sie sind daher bei bestimmten Bewegungen verletzungsanfälliger.
Durch einen Unfall können Teile dieser Bänder oder aber auch der gesamte Bandapparat reißen. Daraus resultiert eine Gelenkinstabilität, das Gelenk kann nicht mehr exakt geführt werden und es kommt zu einem Verkanten der Gelenkflächen gegeneinander. Stellenweise wird die Knorpelschicht des Gelenkes zu hoch belastet und geschädigt, so dass am Ende dieser Entwicklung ein vorzeitiger Verschleiß des Gelenkes, die posttraumatische Arthrose, steht. Vor allem Schäden an den Außenbändern gehören zu den häufigsten Verletzungen überhaupt. Daher sollen sie im folgenden kurz erläutert werden.
Der Außenbandapparat besteht aus der verschiedenen Anteilen, welche die Spitze des Außenknöchels mit dem Fersenbein (Calaneus) und dem Sprungbein (Talus) verbinden. Meistens wird eine Verletzung der Außenbänder durch Umknicken des Fußes nach außen hervorgerufen. In der Medizin wird der Unfallhergang auch als „Supinationstrauma" oder „Sprunggelenksdistorsion" bezeichnet.
Bei dem Vorgang können die Bänder entweder nur gezerrt werden (Bänderdehnung) oder aber es können einzelne oder auch alle drei Außenbänder anreißen (Teilriss) oder ganz durchreißen (Bänderriss). Oft ist eine Bänderdehnung schmerzhafter als ein Bänderriss, da bei einer Ruptur nämlich alle Schmerzrezeptoren mit zerstört werden und damit nicht mehr schmerzen können.
Verletzungen des Außenbandapparates werden vor allem bei Sportarten wie Fußballspielen, Tennis oder Volleyball verursacht. Aber auch das Tragen von Schuhen mit hohem Absatz kann zu einem Außenbandriss führen. Am häufigsten reißen die Außenbäder bei jungen Erwachsenen.
Theoretisch kann jedes Band in unserem Körper reißen. Die häufigsten Bänderrisse treten jedoch an folgenden Körperregionen auf:
Man unterscheidet einen Bänderriss nach folgenden Schweregraden:
Ein Bänderriss wird in der Regel nur dann verursacht, wenn unverhältnismäßig viel Kraft auf das Band einwirkt. Diese Kraft erreichen wir schon mit unserem Körpergewicht, sei es bei einem Sturz auf die Hand, einer falschen Bewegung mit dem Knie oder dem Fuß.
In der Regel erkennt man einen Bänderriss durch folgende Symptome:
Sind die Schmerzen nicht so stark, so lässt sich das Sprunggelenk „aufklappen", dass heißt die Gelenkflächen lassen sich durch den Verlust der Außenbandfunktion voneinander entfernen, wenn der Fuß nach innen gedreht wird bzw. der Unterschenkel bei fixiertem Fuß Richtung Ferse gedrückt wird. Der häufige Außenbandriss am Sprunggelenk weist fast immer eine deutliche, blau-schwarze Verfärbung am lateralen (seitlich-äußeren) Rand des Fußes auf. Seitenbandrisse am Knie hingegen zeigen nur ganz selten eine Hämatomverfärbung unter der Haut. Natürlich ist die Belastbarkeit eines so verletzten Gelenkes stark eingeschränkt.
Der Betroffene selbst kann nicht zwischen einer Überdehnung und einem Riss der Außenbänder unterscheiden. Der Arzt wird zunächst Fragen zum Unfallhergang stellen und im Anschluss den Fuß untersuchen. Dabei wird auch die Stabilität des Gelenkes überprüft, welches bei frischer Verletzung sehr schmerzhaft sein kann. Durch die verschiedenen Tests, wie z.B. Lachmann-Test, Schubladenphänomen und Pivot-Shift-Test, kann man erkennen, welche Bandstrukturen gerissen sind.
Nach der körperlichen Untersuchung wird eine Röntgenaufnahme angefertigt, um die Verletzung eines Knochens auszuschließen. Bestehen jedoch weiterhin Zweifel, so kann eine so genannte gehaltene Röntgenaufnahme zusätzlich Aufschluss über den Schweregrad der Bandverletzung geben. Bei dieser Untersuchung wird der Fuß in eine Halterung eingespannt und das Gelenk aufgedehnt, so dass im Röntgen die Stabilität beurteilt werden kann. Heute spielen jedoch gehaltene Aufnahmen keine wesentliche Rolle mehr in der Akutdiagnostik (Erstdiagnostik). Aufgrund der Schmerzhaftigkeit tolerieren viele Patienten diese Prozedur nicht. Auf der anderen Seite wird der Schweregrad der Bandverletzung durch das Aufdehnen noch vergrößert.
Im Falle einer chronischen Instabilität kann das Ausmaß der Instabilität abgeschätzt werden. Bei jedem Menschen können die Gelenke unterschiedlich weit aufgespreizt werden, weshalb der Arzt in der Regel noch eine Kontroll-Röntgenaufnahme des gesunden gegenseitigen Sprunggelenkes anfertigt, um die gesunde Norm festzustellen. Dadurch kann er nun besser zwischen gesund und krank unterscheiden.
Als weitere bildgebende Verfahren können die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt werden, um zu klären, ob auch Knochen oder Menisken verletzt sind. Durch die MRT kann das Ausmaß einer Bandschädigung genau beurteilt werden. Es handelt sich jedoch um ein teures Verfahren, bei der sich auch keine unmittelbaren Konsequenzen für die Weiterbehandlung ergeben, weshalb sie meistens in der Diagnostik nicht eingesetzt werden.
Als Sofortmaßnahme eignen sich die Schritte des P.E.C.H.-Schemas. Diese können vor allem den Heilungsprozess günstig beeinflussen und weitere Schäden verhindern.
Nach einer Verletzung sollten Sie sofort mit dem Sport aufhören und das betroffene Sprunggelenk ruhig stellen. Meist ist in dieser Akutphase eine direkte Untersuchung schwierig, da aufgrund der Schmerzen und der Schwellung das Gelenk sehr empfindlich ist. Das Ausmaß der Verletzung lässt sich erst in den ersten Tagen nach der Verletzung erkennen.
Durch eine direkte Eisanwendung kann der Heilungsverlauf günstig beeinflusst werden. Durch die Kälteanwendung werden die Blutgefäße verengt, welches das Ausmaß der Einblutung und Schwellung deutlich reduziert. Zudem wird der Stoffwechsel verlangsamt, was zu einer Verminderung des Gewebeschadens führt. Zuletzt wirkt die Kälte auch schmerzlindernd.
Das Eis darf jedoch nie direkt auf die Haut gelegt werden, da hierdurch Kälteschäden verursacht werden können. Daher den Eisbeutel am besten mit einem Tuch abdecken oder mit ein paar Lagen einer Kompressionsbinde umwickeln.
Die Kühldauer ist abhängig vom Ausmaß des Schadens und dem subjektiven Wohlbefinden des Patienten. Sofern das Eis gut toleriert wird, kann auch über Stunden gekühlt werden. Wird jedoch zu lange und oft gekühlt, so kann der Heilungsprozess auch negativ beeinflusst werden. Steht kein Eis zur Verfügung, können auch problemlos kalte Umschläge verwendet werden.
Während oder nach der Eisbehandlung sollte ein Kompressionsverband angelegt werden, um ein übermäßiges Anschwellen des Sprunggelenkes zu verhindern. Dabei sollte nur ein mäßiger Druck ausgeübt werden, damit eine gute Durchblutung weiterhin gewährleistet ist. In den ersten Stunden der Verletzung kann die Schwellung weiter zunehmen, so dass die Spannung des Kompressionsverbandes regelmäßig überprüft werden sollte. Bei Blauverfärbung des Fußes sollte der Verband sofort entfernt werden.
Durch eine Hochlagerung des verletzten Gelenkes wird der Rückfluss des Blutes und der Schwellflüssigkeit erleichtert. Innerhalb der ersten 48 Stunden sollte der Fuß komplett hochgelagert werden. Auch später wird eine regelmäßige Hochlagerung des Gelenkes empfohlen, bis es zur kompletten Abschwellung kommt.
Ziel jeder Behandlung ist die Ausheilung des Bänderrisses, sowie der Erhalt der Stabilität und die erneute Belastbarkeit des Gelenkes. Erfolgt keine medizinische Behandlung, so kann es zu bleibender Instabilität des Gelenkes mit vorzeitiger Gelenkabnutzung (Arthrose) kommen.
Bei Bandverletzungen gibt es zahlreiche nicht-operative Therapiemöglichkeiten. Grundlage jeder Therapieform ist die Entlastung und Schonung. Alle Maßnahmen zielen auf eine Schmerzreduktion und wirken einer Schwellung entgegen.
So kann man zur Stabilisierung des Gelenkes und zur Verminderung der Schwellung, folgende Hilfsmittel anwenden:
Durch die zusätzliche Gabe von Schmerzmitteln kann eine bessere Linderung erreicht werden. Sind Schwellung und Schmerzen abgeklungen, so kann man langsam mit einer Teilbelastung des Gelenkes anfangen. Dieser sollte jedoch durch eine krankengymnastische Behandlung unterstützt werden. Ziel der krankengymnastischen Behandlung ist die Muskelkräftigung, die Verbesserung der Eigenreflexe sowie die Koordination der Bewegung.
In den meisten Fällen heilt die Verletzung vollständig aus. Ist die Behandlung jedoch nicht erfolgreich, so kann eine operative Bandnaht durchgeführt werden. Dieser Eingriff ist auch nach einigen Monaten möglich.
Eine Operation ist immer dann indiziert, wenn eine konservative Behandlung erfolglos war. Jedoch kann Sie auch erfolglos sein, wenn zusätzlich zum Bänderriss auch Verletzungen des Knochens und des Knorpels vorliegen. Bei Leistungssportlern wird vordringlich zur Operation geraten, da sie grundsätzlich zu einer schnelleren oder vollständigeren Heilung führt. Laut aktuellen Studien weist jedoch die Bandnaht keine wesentlichen Vorteile gegenüber der konservativen Therapie auf.
Nach dem Eingriff wird das Sprunggelenk in der Regel für sechs Wochen mit einem Unterschenkel-Gipsverband ruhiggestellt. Innenbandrisse am Knie werden in der Regel konservativ behandelt. Dagegen werden Kreuzbandrisse operativ versorgt (Ausnahme ältere Patienten). Ein Kreuzbandriss führt zur dauernden Instabilität des Kniegelenks. Zudem stehen die Knorpelflächen, aufgrund der fehlenden Bandführung, nicht mehr exakt aufeinander. Es kommt schneller zu einer Arthrose des Kniegelenks, also zur Abnutzung des Gelenkknorpels. Kreuzbänder kann man leider nicht nähen, so dass operativ eine so genannte Kreuzbandplastik durchgeführt werden muss. Hierbei wird ein Stück körpereigene Sehne anstelle des Kreuzbandes eingesetzt.
Der Skidaumen wird in der Regel durch eine dreiwöchige Ruhigstellung des Gelenkes therapiert. Eine Operation ist nur dann indiziert, wenn das Daumengelenk zu straff aufgeklappt werden kann. Die krankengymnastische Therapie kommt auch nach der operativen Behandlung zum Einsatz. Bei einer bleibenden Instabilität kann das Gelenk durch spezielle orthopädische Schuhe oder Bandagen stabilisiert werden.
Nach dem Ende der Ruhigstellung sollte das Gelenk allmählich wieder belastet werden. Zunächst erfolgt eine Teilbelastung, die dann im Laufe der Zeit und abhängig von den eventuellen Schmerzen, gesteigert wird. In den ersten vier bis sechs Monaten sollte vor allem beim Sport ein geeigneter Gelenkschutz (Orthese oder Tape) getragen werden.
Mögliche Behandlungsmethoden sind:
Je nach Beruf ist eine Arbeitsunfähigkeit von ein bis sechs Wochen möglich.
In der Regel heilen einfache Bänderdehnungen innerhalb von ein bis zwei Wochen aus. Sind jedoch die Kapselbänder betroffen, so kommt es unter konservativer Therapie zu einer narbigen Defektheilung der Bänder.
Die vernarbten Bänder können in der Regel die ursprüngliche Funktion wieder übernehmen. Im Falle einer Gelenkinstabilität sollte sofort eine Operation in Betracht gezogen werden. Treten während des Heilungsprozesses keine Komplikationen auf, so ist die vollständige Sporttauglichkeit meist nach drei Monaten wieder gegeben.
Hilfreiche Tipps und Maßnahmen zur Vorbeugung:
Nach einem kompletten Außenbandriss darf Sport erst wieder frühestens nach zwölf Wochen und Leistungssport sogar erst nach sechs Monaten ausgeübt werden. Bei zu früher Belastung und falscher Behandlung ist die Gefahr einer erneuten Ruptur sehr groß.
Letzte Aktualisierung am 10.05.2021.