Bei der Diagnose eines Spitzfußes fällt in der Untersuchung zunächst der für den Spitzfuß typische Steppergang auf. Dieser wird durch das fehlende Abrollen des Fußes beim Gehen ausgelöst. Die Diagnose des Spitzfußes kann meist schon aufgrund des klinischen Bilds gestellt werden. Allerdings müssen die Auslöser dieser Fehlstellung in der Regel durch weitere Untersuchungen abgeklärt werden.
Häufig gibt die Krankheitsgeschichte (Anamnese) Hinweise auf zugrunde liegende Erkrankungen oder Ereignisse. Mithilfe spezieller neurologischer Untersuchungstechniken können geschädigte Muskelgruppen lokalisiert werden. Zu diesen Untersuchungsmethoden zählen die Elektromyographie, bei der die von einem Muskel abgeleitete elektrische Spannung gemessen wird, oder auch Probeentnahmen von Muskelgewebe selbst (Muskelbiopsien), wodurch beschädigtes oder erkranktes Muskelgewebe erkannt werden kann. Durch eine Röntgenaufnahme des Fußes wird außerdem abgeklärt, in welchem Ausmaß das knöcherne Fußskelett von der Fehlstellung betroffen ist. Darüber hinaus wird mithilfe von Röntgenbildern des Knies, der Hüfte und der Wirbelsäule die Auswirkung der Spitzfußstellung auf das übrige Skelett untersucht.
Therapie
Für die Therapie eines Spitzfußes stehen eine Vielzahl verschiedene Methoden zur Verfügung. Die Behandlung kann sowohl konservativ als auch operativ erfolgen. Ein Spitzfuß muss jedoch in jedem Fall ausreichend lange und sorgfältig therapiert werden, um Folgeerkrankungen und -fehlstellungen des Skeletts zu vermeiden. Nur wenn die Ursache eine einseitige Beinverkürzung, beispielsweise infolge einer Poliomyelitis, ist, darf die Fehlstellung nicht korrigiert werden.
Beim so genannten kontrakten (lateinisch verkrümmt, gelähmt) Spitzfuß bei Erwachsenen versucht man zunächst krankengymnastisch durch aktive und passive Mobilisation die verkürzte Unterschenkelmuskulatur zu dehnen und den Fuß auf diese Weise in seine ursprüngliche Position zurückzubringen (so genannte manuelle Redression). Reichen die krankengymnastischen Maßnahmen nicht aus, um die Spitzfußstellung zu korrigieren, müssen in einigen Fällen so genannte Unterschenkel-Stehgipse angelegt werden. Diese speziellen Gipsverbände stabilisieren den Fuß über einen längeren Zeitraum in der Normalposition. Bei Kindern, die die Spitzfußstellung aufgrund einer spastischen Erkrankung (wie beispielsweise bei zerebraler Kinderlähmung) entwickelt haben, wird meist eine physiotherapeutische Behandlung durchgeführt, um Bewegungsabläufe gezielt zu schulen.
Wenn der Spitzfuß durch diese konservativen Maßnahmen nicht behandelbar ist, kann ein operativer Eingriff nötig sein. Die Spitzfußstellung wird dabei korrigiert, indem der Operateur die Achillessehne verlängert. Besonders bei Kindern ist diese Form der Behandlung sehr erfolgreich. Im Anschluss an die Operation wird in der Regel ein korrigierender Gipsverband angelegt.
Bei Erwachsenen kann als weitere Möglichkeit eine so genannte Arthrodese durchgeführt werden. Dabei wird das obere Sprunggelenk im Rahmen einer Operation versteift, während die Beweglichkeit des unteren erhalten bleibt. Eine Arthrodese ist notwendig, wenn bereits schwere Abnutzungserscheinungen am betroffenen Gelenkknorpel des Sprunggelenks (Arthrose) aufgetreten sind. Als Alternative zur Arthrodese kann auch eine Arthrorise des Sprunggelenks durchgeführt werden. Dabei wird ein Knochenspan eingesetzt, um die Gelenkbeweglichkeit zu hemmen und den Fuß in Normalstellung zu halten. Sämtliche operativ versorgten Spitzfüße sollten im Anschluss durch eine konservative Therapie in Form von Dehnübungen weiterversorgt werden.
Lassen sich sowohl durch die konservative als auch die operative Behandlung keine oder nur unbefriedigende Ergebnisse erzielen, muss der Spitzfuß durch die Anpassung von orthopädischen Schuhen mit einem keilartigen Unterbau der Ferse und einem Ausgleich auf der gegenüberliegenden Seite ausgeglichen werden. Einem erworbenen Spitzfuß (Pes equinus) kann auch aktiv vorgebeugt werden. Wenn beispielsweise absehbar ist, dass das Sprunggelenk länger ruhig gestellt werden muss, sollten von vornherein Maßnahmen getroffen werden, um eine Spitzfußstellung zu vermeiden.
Bei längerer Bettlägerigkeit beispielsweise, kann ein so genanntes Fußbrett am Bett angebracht werden, auf dem man den Fuß abstützen kann. Zudem sollten die Muskeln und Sehnen an der Unterschenkelrückseite durch Krankengymnastische Übungen regelmäßig gedehnt werden. Sind diese Übungen nicht aktiv möglich, müssen sie passiv erfolgen.
Wird der Fuß mithilfe eines Gipsverbands ruhig gestellt, beispielsweise bei einem Bruch, muss beim Anlegen der Gipsschiene unbedingt die normale Fußstellung (Neutral-Null-Stellung) eingehalten werden. Eine Ausnahme bildet hier lediglich die therapeutische Versorgung einer gerissenen Achillessehne (Achillessehnenruptur), bei welcher der Unterschenkel durch einen Gipsverband in Spitzfußstellung ruhig gestellt werden muss. In diesem Fall erfolgen die krankengymnastischen Übungen, um die verkürzte Unterschenkelmuskulatur zu dehnen, unmittelbar nach der Entfernung des Gipses.
Prognose
Wird ein Spitzfuß (Pes equinus) nicht ausreichend therapiert, kann dies negative Auswirkungen auf das gesamte Skelettsystem haben. Ein einseitiger Spitzfuß führt zu einer so genannten funktionellen Beinverlängerung, da das Kniegelenk der Gegenseite dauerhaft überstreckt wird (Genu revurvatum). Diese zieht bei den Betroffenen wiederum schwerwiegende Stand- und Gangunsicherheiten nach sich. Darüber hinaus kann es bei einem einseitig ausgeprägten Spitzfuß besonders bei Kindern durch den Beinlängenunterschied zu einem chronischen Schiefstand des Beckens und damit verbundenen seitlichen Verkrümmungen der Wirbelsäule vor allem im Lendenwirbelbereich (Lumbalskoliose) kommen.
Das Ergebnis der Korrektur einer Spitzfußstellung wird wesentlich von der zugrunde liegenden Erkrankung mitbestimmt. Mithilfe einer intensiven Krankengymnastik können jedoch zu jedem Zeitpunkt der Erkrankung große Fortschritte erzielt werden. In den meisten Fällen ist die Therapie des Spitzfußes allerdings ein sehr langwieriger Prozess, durch den die Fehlstellung leider selten vollständig zurückgebildet wird. Auch bei Kindern mit Kinderlähmung ist in der Regel keine völlige Heilung erreichbar.