Als Spitzfuß (Pes equinus) wird eine angeborene Fehlstellung des Fußes bezeichnet, bei der die Ferse hochgestellt ist. Aus diesem Grund können die Hacken beim Gehen nicht auf den Boden aufgesetzt werden. Diese Form der Fußfehlstellung wird deshalb auch Pferdefuß (Pes equinus)genannt. Die fehlerhafte Fußstellung führt bei der Mehrzahl der Betroffenen zu Fehlhaltungen, die meist erhebliche Beeinträchtigungen für den Körper und das Skelettsystem nach sich ziehen.
Der Spitzfuß ist im Tierreich weit verbreitet und die normale Fußform vieler Arten .Die meisten Vierfüßer, beispielsweise Pferde und Esel, setzen den Fuß nur mit dem Zehen-Mittelfuß-Bereich auf. Für den Menschen ist die Spitzfußstellung hingegen ineffektiv und daher als krankhaft anzusehen. Sie verhindert sowohl einen stabilen Stand auf zwei Beinen, als auch ein Abrollen des Fußes beim Gehen, was zu Gangunsicherheiten führt.
Ursache
Die Ursachen für die Entstehung eines Spitzfußes sind vielfältig und können sowohl angeboren als auch im Verlauf des Lebens erworben sein.
Auslöser eines angeborenen Spitzfußes sind meist Fehlbildungen wie:
- eine angeborene Unterentwicklung (Hypoplasie) der Unterschenkelknochen
- ein angeborenes ausgerenktes Kniegelenk
- Veränderungen des Skelett- und Muskelapparates durch Zwangsfehlhaltungen im Mutterleib
Häufig wird der angeborene Spitzfuß als Begleiterscheinung beim Klumpfuß diagnostiziert. Beim erworbenen Spitzfuß liegt hingegen in vielen Fällen eine Verkürzung des Wadenmuskels (Musculus gastrocnemius) vor. Diese Verkürzung kann verschiedene Ursachen haben.
Die häufigsten sind:
- Zerebrale Kinderlähmung (infantile Zerebralparese, spastische Lähmung): Diese Erkrankung tritt durch ein schweres Trauma des Kindes im Verlauf der Geburt auf und beinhaltet als häufigste Fehlbildung den Spitzfuß
- Störungen des Nervensystems (Neurologische Störungen): Lähmungen (paralytische Störungen), wie zum Beispiel eine Halbseitenlähmung nach einem Schlaganfall oder Verkrampfungen (spastische Störungen), wie beispielsweise bei Krankheitsbildern wie der Friedreich-Krankheit oder der Myelodysplasie
- Krankheiten, die den gesamten Organismus betreffen (Systemkrankheiten): Dazu zählen beispielsweise die Bluterkrankheit (Hämophilie), bei der die Beschwerden durch Einblutungen in die Wadenmuskulatur ausgelöst werden
- Störungen der Muskulatur nach Verletzungen (Posttraumatische Störungen): Dies sind vor allem Verletzungen des Unterschenkels im Bereich des Sprunggelenks oder des ganzen Fußes, die zu einer verkürzten Achillessehne führen
- Mechanische Ursachen: wie beispielsweise längere Bettlägerigkeit, bei welcher der Fuß nicht abgestützt werden kann, oder Verbände, die den Fuß längere Zeit in Spitzfußstellung fixieren
Neben einer Beeinträchtigung des M. gastrocnemius kann zudem auch eine Lähmung der Muskulatur an der Vorderseite des Unterschenkels in selteneren Fällen zu einer Spitzfußstellung führen. Diese so genannten Extensoren heben den Fuß und führen, wenn sie gelähmt sind, zum Spitzfuß. Eine Lähmung der Extensoren entsteht, wenn der die Muskeln versorgende Nerv (Nervus peronaeus) geschädigt ist. Eine häufige Ursache dafür sind Unfälle, wie beispielsweise der seitliche Zusammenprall eines Fußgängers mit einem Auto. Verschiedene Infektionskrankheiten wie die spinale Kinderlähmung (Poliomyelitis) oder Diphtherie können ebenfalls den Nervus peronaeus schädigen und zu einer Muskellähmung führen.
Symptome
Beim Spitzfuß (Pes equinus) leiden die betroffenen Patienten unter einer Fehlstellung des Fußes, die durch einen so genannten Fersenhochstand gekennzeichnet ist. Die somit dauerhaft bestehende Beugung des Fußes in Richtung Fußsohle wird auch als Plantarflexion bezeichnet. Der Fuß berührt den Boden ausschließlich mit dem Fußballen und kann von den Betroffenen auch durch passive Bewegung nicht in eine gerade Form gebracht werden. Je ausgeprägter der Spitzfuß ist, desto weiter vorne wird der Fuß beim Gehen aufgesetzt. In extremen Fällen ist es auch möglich, dass Betroffene mit dem Fußrücken (Teufelsfuß) auftreten.
Durch die Fehlhaltung beim Spitzfuß kann der Fuß beim Gehen nicht abgerollt werden. Das Aufsetzen der Hacken ist somit unmöglich. Häufig bilden sich durch die entstehende unphysiologische Gangart beim Spitzfuß sichtbare Schwielen an den Fußballen. Da der Fuß in Richtung der Fußsohle gebeugt ist, wird das Bein funktionell länger. Um ein Schleifen der Zehen auf dem Boden zu vermeiden, müssen daher die Knie beim Laufen vermehrt angehoben werden. Auf diese Weise entsteht der charakteristische Steppergang (Hahnentritt) von Patienten mit einem Spitzfuß.
Beim typischen Spitzfuß kann der Fuß bei gestrecktem Kniegelenk nur wenig in Richtung Fußrücken gebeugt werden. Die Normalposition wird nicht erreicht. Bei lange unbehandeltem Spitzfuß kann als zusätzliches Symptom eine ausgleichende Verkrümmung der Wirbelsäule entstehen