Eine Fehlstellung des Fußes wird als Spreizfuß (Pes transversoplanus) bezeichnet, wenn die Knochenstrahlen des Mittelfußes stark auseinanderweichen. Ein geringes Fußgewölbe beziehungsweise Quergewölbe, das beim gesunden Fuß im Bereich des Vorfußballens ausgebildet sein sollte, ist beim Spreizfuß durchgetreten. Es kommt beim Gehen so zu einer Fehlbelastung, die zur Entstehung von deutlichen Druckschwielen unterhalb der Grundgelenke der zweiten und dritten Zehe führt. Der Spreizfuß ist die häufigste Fußdeformität. Frauen sind vergleichsweise häufiger betroffen als Männer.
Der Grund für einen Spreizfuß ist in den meisten Fällen das Tragen ungeeigneter Schuhe, vor allem solche, mit hohen Absätzen. Des Weiteren kann auch das Tragen von zu breiten Schuhen einen Spreizfuß begünstigen, da sie dem Mittelfuß keinen Halt geben und so ein Auseinanderweichen der Mittelfußstrahlen ermöglichen. Auch Übergewicht trägt durch die vermehrte Belastung der Gelenke zur Entstehung von Spreizfüßen bei. Zudem können mit zunehmendem Alter die Weichteile unter den Köpfchen des 2., 3. oder 4. Mittelfußknochens dünner werden, so dass die Knochen tiefer treten und zu Druckschmerzen beim laufen führen.
Daneben besteht auch eine erbliche Veranlagung für einen Spreizfuß, der vor allem durch schwaches Bindegewebes und schwache Bänder begünstigt wird.
Der Spreizfuß steht in vielen Fällen auch mit anderen Fußdeformitäten, wie einem Plattfuß oder einem Senkfuß in Verbindung. Auch rheumatische Erkrankungen können zur Entstehung von Spreizfüßen beitragen. Durch die unphysiologische Gewichtsverteilung beim Spreizfuß entstehen in vielen Fällen so genannte Druckschwielen. Schwielen entstehen immer an Körperstellen mit hoher Belastung. Im Normalfall wird ein Fuß an der Ferse, am äußeren Fußrand, unter dem ersten und fünften Mittelfußköpfchen und unter der Großzehe belastet. Beim Spreizfuß kommt die Last hingegen auf andere Mittelfußköpfchen, wodurch hier Schwielen entstehen (durchgetretenes Quergewölbe). Typischerweise finden sich dann unter dem ersten Mittelfußknochen und unter der Großzehe weniger Schwielen.
In dem meisten Fällen macht ein Spreizfuß keine oder nur geringe Beschwerden. Er kann jedoch die Entwicklung einer Schiefstellung im Bereich der Großzehe (Hallux valgus) beim Tragen von spitz zulaufenden oder hochhackigen Schuhen begünstigen. Die Kleinzehe wird infolgedessen zunehmend nach innen geneigt (Digitus quintus varus). Zu hohe Absätze bewirken durch eine drastische Gewichtsverlagerung auf den Vorfuß, dass die Mittelfußknochen auseinandergedrückt werden. Wenn dann noch häufig Schuhe getragen werden, die nach vorne spitz zulaufen und die Zehen zusammendrücken, verlaufen die Sehnen nicht mehr über den Zehengrundgelenken, sondern weiter innen, und ziehen die Zehen immer weiter in eine schiefe Position. Eng zusammengerückte Zehen zählen zu den typischen Spätfolgen des Spreizfußes. Sie führen zu belastungsabhängigen Schmerzen im Bereich der V, die vor allem beim Gehen auftreten. Auf Grund der chronischen Reizung der Nerven im Bereich der Fußsohle (Plantarnerven) kann sich zudem ein chronischer Schmerz in den Zehenzwischenräumen (interdigitales Schmerzsyndrom, Morton-Neuralgie) entwickeln.
Die Diagnose eines Spreizfußes kann im Normalfall schon aufgrund des typischen klinischen Erscheinungsbilds und durch eine Befragung des Betroffenen (Anamnese) gestellt werden. An den Fußballen fallen bei der Untersuchung meist druckschmerzhafte Schwielen auf. In vielen Fällen ist beim Spreizfuß zudem die gesamte Fußsohle der Betroffenen schmerzempfindlich. Zusätzlich ist die Anfertigung eines Röntgenbildes sinnvoll, um das Ausmaß der Fehlstellung zu beurteilen.
Eine Therapie eines Spreizfußes ist, wenn keine Beschwerden auftreten, nicht immer erforderlich. Klagen die Betroffenen jedoch über Schmerzen beim Laufen und Schwielen unter den mittleren Mittelfußköpfchen, sollte die Fußfehlstellung behandelt werden. Die Behandlung eines Spreizfußes kann sowohl operativ als auch konservativ erfolgen. Bei der konservativen Therapie wird das Quergewölbe durch eine so genannte Pelotte (retrocapitale Abstützung) wieder angehoben. Diese Pelotte kann in einer Schuheinlage eingearbeitet sein, kann aber auch vom Orthopädie-Schuhmacher in den Schuh eingebaut oder als Klebepelotte in den Schuh eingeklebt werden. Kann durch eine konservative Behandlung keine Besserung der Beschwerden erreicht werden, besteht die Möglichkeit einer operativen Korrektur des Spreizfußes. Dabei werden im Rahmen einer Operation die Mittelfußknochen leicht versetzt, was ein Geradestellen der Zehen ermöglicht.
Fußfehlstellungen, wie der Spreizfuß, Hallux valgus oder auch Hammerzehen stellen nicht nur ein kosmetisches Problem dar, sondern bereiten meist langwierige Beschwerden. Vor allem, wenn bereits eine Veranlagung zum Spreizfuß bekannt ist, sollten die Betroffenen darauf achten, flache Schuhe mit Freiraum für die Beweglichkeit der Zehen zu tragen. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen kann einem Spreizfuß und anderen Fehlstellungen durch häufiges Barfußlaufen vorgebeugt werden.
Die Prognose eines Spreizfußes (Pes transversoplanus) ist in den meisten Fällen sehr gut. Nur wenn diese Fehlstellung sehr stark ausgeprägt ist und nicht behandelt wird, kann dies mit der Zeit zu Schmerzen im Bereich der Fußsohle und der Ballen führen. Zudem kann ein Spreizfuß zur Entstehung weiterer Fußfehlstellungen, wie Hammerzehen oder Zehabweichungen beitragen. Die durch die Schmerzen eingenommene Schonhaltung beim Laufen kann außerdem im Verlauf weitere orthopädische Probleme nach sich ziehen
Letzte Aktualisierung am 11.05.2021.