Die Achillessehne ist die stärkste Sehne des menschlichen Körpers und verbindet Fersenbein (Calcaneus) mit der Wadenmuskulatur. Beim Abrollen des Fußes führt sie dazu, dass sich die Ferse vom Boden abhebt.
Beim Achillessehnenriss (meist durch eine degenerative Vorschädigung hervorgerufen wird), handelt es sich um eine plötzlich auftretende, vollständige Durchtrennung der Sehne, meist in Folge direkter bzw. indirekter Gewalteinwirkung.
Achillessehnenrisse entstehen vor allem bei jüngeren Menschen, zwischen 35 und 40 Jahren. Allein in Deutschland treten jährlich etwa 16.000 Achillessehnenrisse und -einrisse auf. Männer sind von dieser Verletzung zwanzigmal häufiger betroffen als Frauen. In 75 Prozent der Fälle entsteht ein Achillessehnenriss beim Sport.
In der Regel ist die Achillessehne als solches mechanisch sehr belastbar. Eine Ruptur wird meist durch Verschleiß- und Abnutzungsprozesse begünstigt, die durch einen schlechten Trainingszustand verstärkt werden können. Der gesamte Muskel- und Sehnenapparat ist in solchen Fällen deutlich weniger elastisch und Verletzungen somit wahrscheinlicher.
Ein Achillessehnenriss tritt meist infolge maximaler Belastung auf:
Der Riss ist in der Regel durch einen lauten Knall zu hören, der in seiner akustischen Erscheinung mit einer aufschlagenden Peitsche verglichen werden kann. In der Regel ist die Achillessehne dann komplett gerissen.
Meist reißt sie im Bereich der schmalsten Stelle, dieser ist ausgehend vom obersten Bereich des Fersenbeines (Hinterkante) etwa fünf cm weiter oben. Für das Auftreten eines Achillessehnenrisses gibt es zudem auch biologische Aspekte, die hier kurz dargelegt werden sollen.
Im Hinblick auf diese biologischen Aspekte sind insbesondere Patienten gefährdet, die:
Tritt ein Achillessehnenriss beidseitig auf, so kann man ursächlich von biologischen Aspekten ausgehen. Eine Achillessehnenruptur kann aber auch bei guten Beschaffenheiten auftreten. Dies ist vor allem der Fall, wenn die Sehnenfasern im Rahmen der Aufwärmphase nicht genügend aufgewärmt wurden oder durch eine Milchsäureermüdung (infolge eines niedrigen pH-Wertes).
Bei der Ruptur der Achillessehne können folgende Symptome auftreten:
Nach dem Riss ist ein aktives Beugen des Sprunggelenkes (Plantarreflexion) des Fußes infolge der fehlenden Verbindung von Wade und Fersenbeinhinterkante nicht mehr möglich. Der Patient kann nicht mehr normal gehen.
Ein Achillessehnenriss wird durch eine ausführliche Untersuchung und anhand der typischen Beschwerden festgestellt. Der Patient ist nicht mehr in der Lage zu gehen. Zudem kann ein Zehenstand nicht mehr ausgeführt werden.
Da diese Symptome sehr eindeutig sind, kann man meist auf eine apparative Untersuchung verzichten. Bei der klinischen Untersuchung kann der Arzt in den ersten Stunden nach dem Achillessehnenriss, über dem eigentlichen Achillessehnenansatz, eine Delle ertasten. Später bildet sich in diesem Bereich ein Hämatom, wodurch die Delle nicht mehr tastbar wird. Ein wichtiger Test in der Diagnostik ist der so genannte Thompson-Test.
Bei einer Achillessehnenruptur ist die Plantarflexion in der Regel aufgehoben. Um die Plantarflexion (Beugen des Fußes) besser beurteilen zu können, kann der Thompson-Test durchgeführt werden. Der behandelnde Arzt drückt hierfür auf den Wadenbereich. Besteht ein Achillessehnenriss, so ist durch die Kompression eine Plantarflexion unmöglich.
Typisch für eine Achillessehnenruptur ist außerdem, dass der Achillessehnenreflex nicht mehr auslösbar ist. Da die Testung für den Patienten sehr schmerzhaft ist, wird sie kaum noch durchgeführt. In 70 Prozent der Fälle kann ein Achillessehnenriss auch durch eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) nachgewiesen und exakt lokalisiert werden. Durch die Untersuchung kann die Lücke im Verlauf der Sehne sichtbar gemacht werden.
Darüber hinaus können Röntgenaufnahmen angefertigt werden, um einen knöchernen Ausriss der Achillessehne auszuschließen. Dieser Ausschluss ist für die therapeutische Versorgung besonders wichtig. Bei einem Teilriss der Achillessehne wird zur weiteren Diagnostik, häufig eine Magnetresonanztomographie (MRT) zur weiteren Diagnostik durchgeführt. Dadurch sind auch minimale Strukturveränderungen der Achillessehne nachweisbar.
Der Patient ist in der Regel nach den anfänglichen starken, stechenden Schmerzen nach kurzer Zeit schmerzfrei.
Als Erste-Hilfe-Maßnahmen werden durchgeführt:
Experten empfehlen direkt nach dem Riss die so genannte PECH-Behandlung. Die Abkürzung steht für:
Nach dieser Erstversorgung kann der Achillessehnenriss entweder konservativ oder operativ behandelt werden. Vor allem Sportlern wird oft eine operative Versorgung empfohlen, wobei weniger sportliche Menschen bzw. ältere Patienten eher konservativ behandelt werden.
Wird bei einer Ultraschalluntersuchung festgestellt, dass sich die Rissenden beim Absenken des Fußes berühren, so ist ein Zusammenheilen der Sehnenenden möglich. In diesem Fall kann man von einer operativen Versorgung des Risses absehen.
Darüber hinaus können für die konservative Therapie, Spezialschuhe mit einer Erhöhung im Fersenbereich und unbeweglicher, fester Zunge angefertigt werden. Der Fuß wird hier (ähnlich einem Absatzschuh) in eine Spitzfußstellung gehoben, wodurch die Sehnenenden einen Kontakt herstellen können.
Nach einer kurzen Phase der Teilbelastung kann in den meisten Fällen relativ schnell eine Normalbelastung durchgeführt werden. Des Weiteren sind ständige Kontrollen beim behandelnden Arzt notwendig, um den Heilungsverlauf zu beobachten und gegebenenfalls zu optimieren. Im Idealfall ist der Heilungsprozess nach etwa sechs bis acht Wochen abgeschlossen.
Findet man in Rahmen der Ultraschalluntersuchung heraus, dass sich die beiden Sehnenenden nicht berühren und weit voneinander entfernt sind, so ist klar, dass die Sehnenenden nicht von alleine wieder zusammenwachsen können. In diesem Fall muss eine operative Therapie eingeleitet werden. Während des Eingriffs wird die Haut über der Achillessehne aufgeschnitten (meist ein einige cm langer Schnitt). Zerrissene und abgestorbene Sehnenanteile werden entfernt und die Sehnenenden mit einer speziellen Nahttechnik wieder zusammen genäht. Hierbei ist teilweise eine Naht durch den Knochen (transossär) notwendig. Unter Umständen kann die Naht auch durch die Muskelhaut (Faszie) benachbarter Muskeln verstärkt werden.
Der Eingriff kann entweder als offene (als größere) oder minimal-invasive (als gewebsschonende) Operation durchgeführt werden. Das Bein wird nach der Operation zur Entlastung der Naht mit Hilfe eines Unterschenkelgehgipses in etwa 30° bis 40° Spitzfußstellung ruhig gestellt. Der Patient darf zunächst nur teilweise belasten. Nach ungefähr zwei Wochen werden die Fäden entfernt und ein neuer Gipsverband angelegt. Im neuen Gips wird der Grad der Spitzfußstellung reduziert (etwa 10° bis 20°). Auch jetzt darf zwei Wochen lang nur teilbelastet werden. Der Gips wird danach erneut entfernt und nach Überprüfung des Heilungsprozesses ein weiterer Unterschenkelgehgips angefertigt.
Der Patient darf nun, sofern er schmerzfrei ist, das Bein wieder voll belasten. Nach weiteren 14 Tagen wird der Gips schließlich ganz entfernt. Der Patient beginnt zunächst mit Teilbelastung wobei die Belastung langsam erhöht wird, bis der Patient zur Vollbelastung in der Lage ist. Diese Belastungssteigerung sollte in der anschließenden Rehabilitationsmaßnahme durchgeführt und trainiert werden. Der operativen Therapie wird eine größere Heilungsrate zugeschrieben als der konservativen Therapie (Ausnahme ältere Menschen). Eine längere Ruhigstellung mit einem Unterschenkelgips wird heute nicht mehr empfohlen, da sowohl nach einer Operation als auch im Rahmen der konservativen Therapie eine frühzeitige Beweglichkeit angestrebt wird.
Im Anschluss an die konservative oder operative Therapie sollte mit einer Bewegungstherapie begonnen werden. Im Rahmen der konservativen Therapie wird der Patient mit Spezialschuhen versorgt und ist nach kurzer Zeit wieder voll belastbar. Die Bewegungstherapie kann hier bereits drei Wochen nach dem Riss beginnen.
Eine mobilisierende Krankengymnastik ist vor allem nach der operativen Versorgung sehr sinnvoll. In der Regel kann der Patient nach etwa drei bis vier Monaten die Achillessehne wieder sportlich belasten. Aktive Sportler hingegen sollten erst nach etwa einem halben Jahr Schonung wieder mit dem Wettkampftraining beginnen.
Bei fachgerechter Versorgung ist die Prognose einer Achillessehnenruptur sehr gut. Unter Umständen kann sogar das Leistungsniveau vor dem Unfall wieder erreicht werden.
Nur in seltenen Fällen kann es zu Durchblutungsstörungen, Infektionen sowie einer Verkürzung bzw. Verlängerung der Sehne kommen.
Statistisch gesehen ist die Prognose nach einer operativen Therapie besser als nach konservativer Therapie. In vier Prozent der Fälle kommt es nach operativer Therapie zu erneuten Rissen, dagegen liegt die Rate bei der konservativen Therapie bei etwa 15 Prozent.
Hilfreiche Tipps und Maßnahmen zur Vorbeugung einer Achillessehnenruptur:
Letzte Aktualisierung am 18.05.2021.