Die Tumororthopädie beschäftigt sich mit der Diagnose und Behandlung von Tumoren in Knochen und Weichteilen. Dies beinhaltet sowohl gutartige als auch bösartige Tumore (Sarkome) sowie Tochtergeschwülste (Metastasen), die sich im Behandlungsgebiet der Orthopädie abgesiedelt haben.
Findet sich ein Tumor im Skelettsystem, so kann eine Operation notwendig sein. In dem Eingriff wird der Tumor entfernt. Weitere Operationsmaßnahmen können erforderlich werden, beispielsweise die Stabilisierung eines Knochens. In vielen Fällen erfolgt vor einer Tumoroperation eine Bestrahlung oder eine Chemotherapie.
Eine Operation kann bei vielen Tumoren im orthopädischen Bereich angezeigt sein. Bei bösartigen Tumoren, die unmittelbar (primär) vom Knochen oder vom Bindegewebe ausgehen, ist in aller Regel eine Operation zur Entfernung notwendig. Gutartige Tumore werden operativ entfernt, wenn sich eine Funktionseinschränkung zeigt oder der Patient andere Beschwerden hat.
Bei Metastasen (Tochtergeschwülsten), die sich von bösartigen Tumoren aus anderen Körperteilen abgesiedelt haben, ist oft eine Chemotherapie oder Bestrahlung sinnvoller, es sei denn, es ist eine Einzelmetastase oder es ergeben sich Funktionsbehinderungen. Eine Rolle, ob Tumore herausoperiert werden, spielen ebenfalls die Verfassung des Patienten und weitere Umstände.
Im Bewegungsapparat des Menschen treten insgesamt mehr Metastasen (Tochtergeschwülste) auf als bösartige Tumore, die direkt aus dem Gewebe stammen (Primärtumore). Bei jüngeren Patienten (etwa bis zum 40. Lebensjahr) ist dieses Verhältnis umgedreht.
Die wichtigsten bösartigen primären Knochen- und Weichteiltumore (Sarkome) sind:
Metastasen (Tochtergeschwülste) können von bösartigen Tumoren (Krebs) praktisch aller Körperbereiche stammen. Metastasen in den Knochen stammen häufig von den Ursprungstumoren bei Brustkrebs (Mammakarzinom), Lungenkrebs (Bronchialkarzinom), Prostatakrebs, Nierenkrebs oder Schilddrüsenkrebs. Knochenmetastasen unterteilen sich in Tumore, die die Knochensubstanz zerstören, und Tumore, die das Knochenwachstum sogar anregen.
Gutartige Tumore im Knochen und Weichgewebe bilden keine Metastasen. Manche dieser Wucherungen können jedoch in einigen Fällen entarten und zu bösartigem Krebs werden.
Zu den gutartigen Knochen- und Weichteiltumoren gehören:
Bei Tumoren im Bewegungsapparat machen sich oft erst spät Symptome bemerkbar. Der Patient kann dann gegebenenfalls einen Knoten im Gewebe feststellen oder Schmerzen verspüren. Manchmal zeigen sich weitere Schäden wie ein Knochenbruch ohne Gewalteinwirkung (pathologische Fraktur).
Bei Tumoren im Bewegungsapparat erfolgt eine eingehende Diagnostik. Wichtig ist bereits ein Gespräch des Arztes mit dem Patienten (Anamnese), damit Beschwerden und mögliche Vorerkrankungen in Erfahrung gebracht werden können. Es folgen die körperliche Untersuchung und die Anwendung von bildgebenden Verfahren wie Röntgen, Ultraschall, Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT). Eine Blutuntersuchung ist sinnvoll.
Eine endgültige Aussage darüber, welcher Tumor genau vorliegt und ob er gutartig oder bösartig ist, lässt sich nur in einer feingeweblichen Untersuchung (Histologie) klären. Diese erfolgt entweder nach einer Gewebeentnahme (Biopsie) oder aber nach der chirurgischen Tumorentfernung.
Tumore im Knochen oder in den Weichteilen des Bewegungssystems können auf mehrere Arten behandelt werden. Besonderer Schwerpunkt der Tumororthopädie ist die operative Behandlung. Nicht operative Maßnahmen werden jedoch in den allermeisten Fällen als alleinige Therapie oder in Kombination mit einer Operation durchgeführt.
Die wichtigsten nicht operativen Behandlungen bei Tumoren sind die Bestrahlung und die Chemotherapie. Beide Therapien können auch vor der chirurgischen Entfernung eines Tumors sinnvoll sein, damit er vor dem Eingriff bereits schrumpft. Eine weitere Möglichkeit ohne Operation ist die Wärmebehandlung, bei der in das Tumorgebiet auch bestimmte Wirkstoffe eingespritzt werden, um die Wucherung einzuschmelzen.
Eine Operation kann, je nach Tumorausdehnung und weiteren Umständen, in örtlicher Betäubung oder Vollnarkose durchgeführt werden. Das Ziel der Operation ist es meistens, den Tumor vollständig aus dem gesunden Gewebe zu entfernen. Der Tumor wird in dem Eingriff herausgeschnitten. Bei bösartigen Tumoren muss die Entfernung mit einem Sicherheitsabstand in der Umgebung erfolgen, um sicherzustellen, dass sich keine Tumorreste mehr finden.
Bisweilen müssen dafür große Verluste von Strukturen in der Nähe in Kauf genommen werden. Eine Amputation kann sehr selten erforderlich sein. Häufig aber müssen Lymphknoten im Abflussgebiet des Tumors ebenfalls entfernt werden. Nach der Beseitigung des Tumors können operative Maßnahmen zur Wiederherstellung der Funktion notwendig werden. Besteht ein Knochendefekt, so kann dieser unter anderem mit Befestigungsmaterialien wie Platten und Schrauben überbrückt werden. Manchmal wird auch Knochengewebe aus anderen Körperbereichen übertragen. Bei einer Entfernung von Gelenkstrukturen kann das Einsetzen einer Prothese sinnvoll sein.
Unter bestimmten Umständen (bei manchen Metastasen) ist eine so genannte palliative Operation angemessen. Palliativ bedeutet, dass das Ziel nicht eine Heilung ist, die in diesen Fällen ohnehin nicht mehr erreichbar ist, sondern eine Wiedererlangung der Funktion. So können Knochenbrüche, die durch Tumoreinwirkung entstanden sind, versorgt werden, ohne die Wucherung komplett zu entfernen.
Bei der Tumoroperation kann es immer auch zu einer Verletzung von umliegenden Strukturen kommen. Gerade bei größeren bösartigen Tumoren kann dies problematisch werden. Es kann zu einer eingeschränkten Beweglichkeit kommen, bei einer Schädigung eines Nervs ist eine Lähmung oder eine Sensibilitätsstörung möglich. Allgemein können bei der Operation Blutungen, Nachblutungen, Blutergüsse, Infektionen, Wundheilungsstörungen und Narben auftreten.
Die Prognose hängt von der Tumorart und von der Ausdehnung ab. Gutartige Wucherungen können in den meisten Fällen problemlos herausoperiert werden. Bei bösartigen Tumoren spielt für die Aussichten auch eine Rolle, ob sich bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet haben.
In diesem Fall ist die Prognose meist schlecht. Sarkome (ursprüngliche Weichteiltumore und Knochentumore) besitzen im Allgemeinen eine bessere Prognose als Tumore, die aus den Eingeweiden stammen. Voraussetzung für eine Heilung ist aber, dass das Tumorgewebe vollständig beseitigt werden kann. Zu einem späteren Zeitpunkt kann der Tumor erneut auftreten (Rezidiv), so dass dann weitere Behandlungen erforderlich werden können.
Letzte Aktualisierung am 17.05.2021.