So genannte Röhrenknochen (längliche Knochen) können durch eine Operation verlängert werden. Eine Knochenverlängerung kann an den Beinen, aber auch an den Armen erfolgen. Sie kann bei bestimmten Formen von Fehlbildungen oder Kleinwüchsigkeit vorgenommen werden, bei denen Gliedmaßen verkürzt sind.
Die Knochenverlängerungsoperation dient der Funktionalität, aber auch der Ästhetik. Daher wird sie auch manchmal bei Patienten vorgenommen, die eine Beinverlängerung als Schönheitsoperation wünschen. Bei der Knochenverlängerung (Verlängerungsosteotomie) wird der jeweilige Knochen zunächst durchtrennt. Es können dann zwei Verfahren der Knochenverlängerung erfolgen, und zwar die Operation mit äußerem Gestell (Fixateur externe) oder die Operation mit einem Verlängerungsnagel (Teleskopnagel) im Knochenmark. Nach längerer Zeit können diese Strukturen wieder entfernt werden.
Der Eingriff zur Knochenverlängerung kann vorgenommen werden, wenn Arme oder Beine zu kurz sind. Solche Verkürzungen können aus unterschiedlichen Gründen bestehen. Sie können angeboren sein im Rahmen einer Kleinwüchsigkeit oder einer Fehlbildung, aber auch später im Leben durch eine Krankheit entstehen, z. B. eine Infektion, einen Knochentumor oder eine Kinderlähmung (Poliomyositis). Verletzungen können ebenfalls dazu führen, dass ein Knochen im Arm oder im Bein verkürzt ist. Insbesondere handelt es sich um Trümmerfrakturen (komplizierte Brüche) des Knochens.
Die Folge einer einseitigen Beinverkürzung sind in vielen Fällen Wirbelsäulenprobleme. Durch die entstehende Verkrümmung (Skoliose) der Wirbelsäule kann es später zu Verschleißerscheinungen in der Wirbelsäule selbst oder auch in der Hüfte kommen. Ebenfalls kann es bei Arm- oder Beinverkürzungen zu Funktionseinschränkungen sowie zu einer psychischen Belastung des Patienten kommen.
Einige Menschen lassen eine Operation zur Beinverlängerung allerdings auch aus rein ästhetischen Gründen vornehmen, da lange Beine und eine gewisse Körpergröße ein Schönheitsmerkmal darstellen können.
Grundlage für das Funktionieren der operativen Knochenverlängerung ist der Sachverhalt, dass Knochen unter Bildung neuer Knochensubstanz verheilt. Daher kann eine Knochenverlängerung erreicht werden, wenn der Knochen absichtlich durchtrennt wird und allmählich auseinander gezogen wird.
In der Wachstumsfuge bildet sich Knochenmaterial in einem Ausmaß, dass eine Verlängerung von ein bis zwei Millimetern pro Tag möglich ist. Um die langsame Knochendehnung zu ermöglichen, müssen spezielle Strukturen eingearbeitet werden. Die ursprüngliche Methode funktioniert über ein Metallgestänge, das nach außen aus dem Körper ragt (Fixateur externe) und den Knochen langsam auseinander zieht.
Inzwischen kann ein nagelförmiges Gerät in den Knochenmarkraum eingesetzt werden, das über eine elektronische Steuerung den Knochen dehnt. Das System wird Teleskopnagel oder Fitbone® genannt.
Der Arzt befragt den Patienten eingehend (Anamnese) und nimmt eine körperliche Untersuchung und genaue Vermessung vor. Bildgebende Verfahren wie die Röntgenuntersuchung oder insbesondere die Computertomographie (CT) kommen zum Einsatz. Vor der Operation sind verschiedene weitere Untersuchungen wie eine Blutanalyse erforderlich.
Wird der Eingriff nur aus ästhetischen Gründen durchgeführt, so können die Kosten nicht von den Krankenversicherungen getragen werden. Der Patient sollte sich dementsprechend informieren.
Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen wie Marcumar® oder Aspirin® müssen normalerweise abgesetzt werden. Dies erfordert die Rücksprache mit dem Arzt.
Zur operativen Knochenverlängerung ist normalerweise eine Vollnarkose oder manchmal eine Regionalanästhesie (Betäubung eines größeren Körperbereiches) notwendig. Nach Eröffnung der Haut wird der Knochen quer, schräg oder in einem gezackten Schnitt durchtrennt. Dies geschieht mit einer speziellen Säge. Das weitere Vorgehen ist bei den beiden Methoden unterschiedlich.
In der ursprünglichen Variante wird ein Fixateur externe angebracht. Das ist eine äußere Spannstruktur, die befestigt wird, indem Stifte oder Drähte durch den Knochen gebohrt werden. Der Fixateur externe ragt mit seinem äußeren Anteil durch kleine Öffnungen aus der Haut heraus. Mit der Vorrichtung lässt sich der Knochen langsam auseinander ziehen.
Die moderne Technik besteht in der Einsetzung eines speziellen Marknagels (Teleskopnagel). Der Nagel wird über eine Öffnung (einen kleinen Einschnitt am Knie, der möglichst in einer Hautfalte angelegt wird) in den Markraum des Röhrenknochens geschoben. Der Teleskopnagel kann sich selbst verlängern, was über ein elektronisches Steuergerät erfolgt.
Am Ende des Eingriffs wird ein Drainageschlauch eingelegt. Die Haut wird zugenäht und mit einem Verband versorgt.
Bei der Operation bestehen allgemeine Risiken wie Blutungen, Nachblutungen, Blutergüsse, Infektionen, Wundheilungsprobleme und Narben. Blutgerinnsel können entstehen. Körperstrukturen der Umgebung können geschädigt werden. Nerven können unter Umständen durchtrennt werden, was zu Taubheitsgefühl und Lähmungen führen kann.
In der Zeit nach der Operation können zum Teil starke Schmerzen bestehen. Der Knochen kann durch den Eingriff instabil werden, wenn sich der Knochen nicht ausreichend neu bildet, was am Bein unter Umständen das Laufen unmöglich machen kann. Die Korrektur der Länge kann zu stark oder zu gering ausfallen. Wird ein Fixateur externe (äußerer Spanner) angelegt, so bestehen kleine offene Wunden an der Haut, bei denen ein Infektionsrisiko gegeben ist.
Mit der eingearbeiteten Vorrichtung wird der Knochen im Laufe der Zeit so weit verlängert, bis das gewünschte Ausmaß erreicht ist. Der Patient wird vom Arzt über den Umgang mit der Apparatur unterrichtet. Nach der eigentlichen Verlängerung bleibt die Struktur noch für einige Zeit am beziehungsweise im Körper, um den Knochen stabil zu halten. Die Struktur muss meist ein halbes bis zwei Jahre belassen werden. Später ist eine Operation zur Entfernung des Fixateurs oder des Marknagels erforderlich.
Nach der operativen Anlage des Fixateurs oder des Marknagels sollte der Patient das behandelte Bein oder den behandelten Arm schonen, da sich der Knochen erst neu bilden muss. Eine angemessene Krankengymnastik ist notwendig. Nach der oft lange dauernden Abheilung kann die Gliedmaße meist normal belastet werden.
Ist ein Fixateur externe angelegt worden, so ist eine akkurate Pflege und Reinigung notwendig. Die Hautwunden, aus denen das Gestänge herausragt, sollten möglichst nicht mit Schmutz in Berührung kommen.
Die Verlängerungsoperation ist in den meisten Fällen erfolgreich. Die Nachbehandlung ist langwierig. Die neuere Methode mit dem Teleskopnagel bietet erhebliche Vorteile gegenüber dem Fixateur. Der Marknagel ist nicht so störend wie das äußere Gestänge, und der Patient kann schneller wieder normale Tätigkeiten ausüben. Die Verlängerung kann meist in ungefähr dem gewünschten Ausmaß erreicht werden.
Beschwerden wie Wirbelsäulenprobleme bessern sich normalerweise deutlich. Dennoch gibt es Fälle, bei denen es durch Komplikationen oder schlechte Heilung zu einem nicht zufriedenstellenden Ergebnis kommt. Es ist nicht auszuschließen, dass die Funktion dauerhaft beeinträchtigt wird und eine erneute Operation notwendig wird.
In einigen Fällen können nicht operative Maßnahmen als (langfristige) Behandlung ausreichen. Beinlängenunterschiede können durch Schuheinlagen korrigiert werden, die Erhöhung ist aber begrenzt.
Letzte Aktualisierung am 11.05.2021.