In der Orthopädie versteht man unter Umstellungsoperationen alle Eingriffe, bei denen Fehlstellungen von Gelenken und/oder Knochen behoben werden.
Umstellungsoperationen können an allen Gelenken unter Berücksichtigung neuester biomechanischer Erkenntnisse, computergestützter Planung und unter Verwendung modernster Operationsmethoden durchgeführt werden. Die meisten Umstellungsoperationen werden am Hüft- und Kniegelenk vorgenommen.
Wodurch werden Fehlstellungen hervorgerufen?
Solche Fehlstellungen können hervorgerufen werden durch:
- Veranlagung
- Wachstumsstörungen, wie z.B. bei der Rachitis (gestörte Mineralisation der Knochen, welche meist durch Calcium- oder Vitamin D-Mangel hervorgerufen wird)
- Knochenbrüche (können auch mit einer Fehlstellung verheilen)
Welche Folgen können auftreten?
Derartige Fehlstellungen können als Folge zu einer Überlastung der angrenzenden Gelenke führen und vorzeitig verschleißen. In bestimmten Fällen kann durch eine rechtzeitige Umstellungsoperation, die Arthroseentstehung verzögert oder sogar vermieden werden.
Wann werden Umstellungsoperationen durchgeführt?
Fehlstellungen
Fehlstellungen jeglicher Art werden zunächst anhand von Untersuchungsbefunden und Röntgenaufnahmen festgestellt und die erforderlichen Korrekturen berechnet. Im Anschluss erfolgt das Anlegen einer Planungszeichnung. Dadurch kann auf dem Papier oder am Computer der Operationsweg mit den nötigen Knochenschnitten und dem gewünschten Ergebnis durchgespielt werden.
Umstellungsoperationen sind meist bei X- oder O-Beinen erforderlich. Hier muss eine Hälfte des Kniegelenks, aufgrund der Achsfehlstellung der Beine, eine höhere Belastung tragen als das andere und verschleißt somit schneller. Durch die Umstellung zum geraden Bein wird die Belastung gleichmäßig verteilt und die Abnutzung verlangsamt. Bei der Achsumstellung wird ein Knochenkeil aus dem Schienbein entnommen und nach Aufeinanderstellen der Knochenenden in der Korrekturstellung eine Fixierung mit Platten und Schrauben vorgenommen.
Alternativ kann auch ein Aufklappen des Knochens mit entsprechender Fixierung des Knochens durchgeführt werden. In der Regel wird diese Methode bevorzugt und empfohlen, da die Operation von der Innenseite des Kniegelenks durchgeführt wird und so die Gefahr einer Läsion des Fußhebernerven vermieden wird. Zudem gibt es eine neue Implantattechnologie mit winkelstabilen Platten, welches für eine hohe Stabilität nach der Operation sorgt. Hier ist postoperativ eine Teilbelastung sofort möglich.
Außerdem kann die Knochenheilung durch ein Einbringen von Schwammknochen (Spongiosa) oder Knochenersatzmaterialien beschleunigt werden.
Formfehler des Hüftgelenks
Durch Umstellungsoperationen am Oberschenkelknochen oder durch Maßnahmen an der Hüftpfanne, können Formfehler des Hüftgelenks gebessert werden. Das schlecht geformte Hüftgelenk, auch als Hüftdysplasie bezeichnet, kann bereits im Säuglingsalter auftreten und durch Ultraschalluntersuchungen gut erkannt und behandelt werden. Durch die geeignete Technik und die optimale Wahl des Operationszeitpunktes, können so schwere Hüftgelenksschäden vermieden werden.
Auch bei anderen Erkrankungen, wie bei beginnender Arthrose oder bei der Hüftkopfnekrose (dem teilweisen Absterben des Hüftkopfes), können hüftgelenksnahe Umstellungsoperationen erforderlich sein.
Achsenabweichungen oder Drehfehler der Knochen
Mit einer Korrektur-Osteotomie (Durchtrennung der Knochen) können Achsenabweichungen oder Drehfehler der Knochen ausgeglichen werden.
Weitere Indikationen für eine Umstellungsoperation können sein:
- Impingement am Hüftgelenk (FAI oder femoroazetabuläres Impingement)
- Hüftkopflösung (Epiphysiolysis capitis femoris, Kinder in der Pubertät können hiervon betroffen sein)
- Morbus Perthes (Durchblutungsstörung im Hüftkopf mit Absterben von Knochengewebe bei Kindern)
- Kniegelenksfehlstellungen (Genu varum, Genu valgum, Genu recurvatum)
- Zehenfehlstellungen
- posttraumatische gelenknahe Fehlstellungen
Umstellungsoperationen werden nach gründlicher Abwägung von Nutzen und Risiko durchgeführt. Rein kosmetische Gründe rechtfertigen den Eingriff in der Regel nicht.
Der betroffene Knochen wird im Verlauf der Operation an der vorgesehenen Stelle durchtrennt und in die richtige Position gebracht. Die Knochenanteile werden in der korrigierten Position durch Osteosynthesematerial (durch Platten, Nägel, Schrauben etc.) miteinander verbunden. Diese müssen nun in der gleichen Weise miteinander verwachsen, wie auch ein gebrochener Knochen heilt. Die Heilungsdauer nach der Umstellungsoperation entspricht daher der Heilungszeit von Knochenbrüchen.
Im Wachstum kann eine besondere Form der Umstellung durch äußere, verstellbare Fixationsmittel vorgenommen werden. Dadurch kann man auf die Wachstumsrichtung Einfluss nehmen.