In der Orthopädie gibt es eine Reihe von verschiedenen Erkrankungen, mit meist unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten. Bei bestimmten Gelenkerkrankungen kann es unter anderem sehr sinnvoll sein, eine Behandlung mit schmerzstillenden Spritzen in das betroffene Gelenk durchzuführen. Dadurch erreicht man oft eine sehr schnelle und anhaltenden Schmerzreduktion.
Ein wesentlicher und wichtiger Vorteil der Gelenkinjektionen ist, dass das entsprechende Medikament in hoher Dosierung direkt in das Gelenk verabreicht (injiziert) wird. Dies geschieht unter Umgehung des Blutkreislaufes, so dass das Medikament direkt seine Wirkung auf den Knorpel entfalten kann. Dadurch wird vor allem der Organismus durch das verwendete Medikament nur gering belastet.
Trotz aller Hygienemaßnahmen und sorgfältiger Desinfektion kann es in seltenen Fällen zu einer bakteriellen Infektion des Gelenkes kommen, welche eine stationäre antibiotische Behandlung erfordert. Unter den sterilen Bedingungen ist das Auftreten von Gelenkinfektionen als Komplikation einer Gelenkinjektion eher selten (circa 1:77.000)
Die Injektion erfolgt unter strengen sterilen Bedingungen, damit keine Keime in das Gelenk gelangen können. Bei kleineren Gelenken wie Finger oder Zehen, sollte man sicherheitshalber unter Röntgendurchleuchtung spritzen, da dadurch das Gelenk sichtbar gemacht werden kann und das Medikament sicher ausschließlich in das Gelenk gelangt. Hingegen wird beim Kniegelenk erst nach vorheriger Ultraschalluntersuchung punktiert.
Die betroffene Hautstelle wird nach ausgiebiger Desinfektion noch mit einem Vereisungsspray gekühlt. Dies ist sinnvoll, damit der Patient den Einstich der Nadel nicht spürt. Zunächst wird das darunter liegende Gewebe mit einem lokalen Betäubungsmittel betäubt und anschließend die Nadel in das Gelenk vorgeschoben. Die Gelenkflüssigkeit wird abpunktiert und das entsprechende Medikament injiziert. Nach der Spritze sollte das Gelenk die nächsten 24 Stunden nicht bewegt werden, da die körperliche Schonung nach einer Gelenkinjektion nachweislich den Effekt der Behandlung verbessert.
In der Regel sind Gelenkinjektionen, insbesondere in das Knie- oder Hüftgelenk, nicht schmerzhafter als eine Injektion in den Gesäßmuskel.
Zur Anwendung kommen folgende Medikamente:
Kortison hat eine stark entzündungs- und schmerzhemmende Wirkung. Die Kortisoninjektion wird häufig bei Arthroseschmerzen und anderen rheumatischen Erkrankungen, die nur ein oder wenige Gelenke betreffen, eingesetzt. Vorteil der Kortisoninjektion im Gegensatz zu einer Kortisoneinnahme ist, dass Kortison fast ausschließlich im Gelenk wirkt und dem Körper unangenehme Nebenwirkungen wie Knochenabbau, grauer Star am Auge oder Gewichtszunahme erspart. Die Nebenwirkungen auf den Gesamtorganismus sind bei Gelenkinjektionen demnach vernachlässigbar klein.
Kortison kann möglicherweise zu geringen Knorpelschäden führen. Vor allem bei Diabetikern ist aufgrund des erhöhten Infektrisikos und einer vorübergehenden Erhöhung des Blutzuckerspiegels nach der Kortisoninjektion, eine Kortisontherapie vom Nutzen/Risikoprofil genau abzuwägen. Die Kosten der Kortisoninjektionen werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Bei der Hyaluronsäure handelt es sich um eine natürliche körpereigene Substanz, die in vielen Organen des Körpers vorkommt und wichtige Aufgaben erfüllt. Vor allem in den Gelenken verleiht sie der Gelenkflüssigkeit ihre visköse Konsistenz und sorgt dadurch für eine gute Gleitfähigkeit. Die Hyaluronsäure wirkt also als Schmier- und Gleitmittel, wodurch die Stoßdämpferfunktion des Gelenks unterstützt wird.
Statt der Kortisoninjektion in ein krankes Gelenk hat sich die Hyaluronsäuretherapie nachweislich bewährt. Diese Injektionen sind vor allem bei der Behandlung des Gelenkverschleißes (Arthrose) sehr effektiv. Mittlerweile können alle Gelenke des Körpers wie Hüft- und Kniegelenk sowie Schultergelenk, Fingergelenke, Sprunggelenke oder Kiefergelenke behandelt werden. Durch die Hyaluronsäure wird die Viskosität der Gelenkflüssigkeit, welches durch die Arthrose erniedrigt ist, erhöht und somit deren schmierende und stossdämpfende Eigenschaften wieder hergestellt. Dadurch wird der Knorpel vor weiterer Schädigung geschützt und die Entzündung der Gelenkschleimhaut (Synoviamembran) geht zurück.
Bei den meisten Patienten (circa 80 Prozent) kommt es zu einer spürbaren Schmerzlinderung, besseren Gelenkfunktion und damit zu einer deutlichen Steigerung von Vitalität und Lebensqualität. Oft können Gelenkoperationen vermieden oder auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Liegt hingegen ein stark entzündeter Gelenk vor, so ist es sinnvoll, dass man bei der ersten Injektion von Hyaluronsäure ein Kortisonpräparat mit injiziert, da ansonsten die Hyaluronsäure durch den bestehenden Entzündungsprozess zerstört wird und so seine Wirkung nicht entfalten kann.
In der Regel ist eine Behandlung von mindestens drei, besser fünf Injektionen im wöchentlichen Abstand erforderlich. Die Injektionsserie sollte nach sechs bis zwölf Monaten wiederholt werden. Die Injektion ist mit einer Blutabnahme vergleichbar und schmerzarm. Man kann jedoch vorab auch ein Lokalanästhetikum geben. Vorzugsweise werden biotechnologisch hergestellte Hyaluronsäuren verwendet, da sie kein tierisches Eiweiß enthalten und somit keine Allergien auslösen können. In der Regel sind diese Präparate gut verträglich. Leider werden die Kosten für eine Hyaluronsäuretherapie meist nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Der Eiweißstoff Interleukin 1 (IL-1) spielt bei der Entstehung der Arthrose eine wichtige Rolle. Patienten mit einer Arthrose produzieren zu viel des Immunstoffes IL-1, welches den Knorpel schädigt. Der menschliche Körper besitzt als Gegenspieler zum IL-1, den Interleukin-1 Rezeptorantagonisten (IL-1 RA). Dieser wirkt entzündungshemmend, schmerzlindernd und knorpelschützend. Bei gesunden Menschen sind beide Eiweiße in gleicher Menge vorhanden und somit im Gleichgewicht. Bei Arthrosepatienten hingegen besteht ein Überangebot an zerstörerischem IL-1 und zu wenig IL-1 RA. Der Körper kann sich dadurch nicht mehr selbst schützen und die Knorpelzerstörung bremsen.
In diesem Fall hilft die Orthokin-Therapie. Hier wird das im Blut vorhandene Schutzprotein IL-1 RA im Labor vermehrt und die so gewonnene Proteinlösung in mehreren Sitzungen (meist sechs bis acht Sitzungen) und in wöchentlichen Abständen in das betroffene Gelenk injiziert. In der Folge wird das Zerstörungsprotein IL-1 verdrängt.
Die Schmerzen bessern sich meist innerhalb von 6 Wochen. Zudem wird der fortschreitende Prozess der Knorpelzerstörung aufgehalten. Die Besserung der Arthrosebeschwerden kann über einen Zeitraum von sechs Monaten bis zu zwei Jahren oder auch länger anhalten. Diese Therapieform eignet sich für leichte bis mittelschwere Arthrosen aller Gelenke. In der Regel werden die Kosten für eine Behandlung mit Orthokin (circa 420 Euro pro Gelenk) nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Letzte Aktualisierung am 17.05.2021.